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Sizzla

© Promo

Homophobie: Sizzla spielt in München

Anders als in Berlin darf der wegen homosexuellenfeindlicher Songtexte umstrittene Reggae-Sänger Sizzla in München auftreten. Der Geschäftsführer der Münchener Konzerthalle Backstage wehrt sich gegen Kritik und spricht gar von einer Hetzkampagne der homosexuellen Szene.

Der Geschäftsführer der Konzerthalle Backstage, Hans-Georg Stocker, sagte am Freitag, er sehe keinen Grund, das Sizzla-Konzert am Abend abzusagen: „Wenn wir befürchten würden, dass gegen Schwule gehetzt wird, dann dürfte er nicht auftreten.“ Stocker beteuerte, dass Backstage sei „ein schwulen- und lesbenfreundlicher Laden“.

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat in diesem Jahr zwei CDs von Sizzla auf den Index gesetzt. Auf beiden werde zur Tötung von Schwulen aufgerufen, sagte eine Sprecherin. Homosexuelle würden zudem diskriminiert und in ihrer Würde verletzt.

Stocker erwiderte, dies sei „alles nicht so eindeutig“. Zwar seien die Texte zum Teil „sehr aggressiv und brutal“, aber Sizzla sei ein „international anerkannter Künstler“. Der jamaikanische Musiker werde nun dargestellt als „ein Hetzer, der zu Mord und Totschlag aufruft“. Dies sei „komplett absurd“. In älteren Texten habe es solche Passagen womöglich gegeben, das wolle er „gar nicht beschönigen“, räumte der Hallenchef ein. Doch Sizzla habe sich geändert.

Der Geschäftsführer des Münchner Schwulenzentrums SUB, Christian Schultze, bedauerte, dass der Auftritt stattfinden dürfe. Die Texte Sizzlas stünden „im krassen Gegensatz zur Menschenwürde“, sagte Schultze. „Hasstiraden, wie Sizzla sie in seinen Liedtexten verbreitet, haben in unserer Gesellschaft keinen Platz und dürfen in Deutschland nicht wieder salonfähig werden.“

Stocker sprach im Gegenzug von einer „Hetzkampagne“ der homosexuellen Szene und mahnte Fairness an. Die Vorwürfe grenzten an Rufmord. Für das Konzert am Abend (21.00 Uhr) wurde ein Mindestalter von 16 Jahren festgelegt.

In Berlin hatten Kesselhaus und Huxleys Neue Welt am Freitag Sizzla-Konzerte abgesagt. Die Sprecherin des Kesselhauses sagte, dass der Künstler eine Vereinbarung nicht unterschrieben habe. Das von Lesben- und Schwulenverband Deutschland und dem Veranstalter vorgeschlagene Papier sah eine Kampagne zur Verbesserung der Lebenssituation von Lesben und Schwulen auf Jamaika vor. (nal/ddp)


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