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Gibt’s was umsonst? Von wegen. Hier wartet man auf BVG-Schuhe.

© Bernd Friedel/Imago

Sneakers-Laden in Berlin: Schuh-Camp geht Nachbarn auf den Senkel

Andrang vor dem „Overkill“ in Kreuzberg ist keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Anwohner zeigen sich genervt; die Inhaber bemühen sich um Ordnung.

Der Hype um die BVG-Sneakers ist erst mal abgeklungen, nachdem das letzte Paar längst verkauft ist und und die beiden allerletzten Paare versteigert sind. Ruhe ist vor dem „Overkill“-Laden in der Köpenicker Straße 195A in Kreuzberg eingekehrt, neben einem weiteren Geschäft in Mitte einer der beiden Orte, wo die begehrten Treter zu haben waren.

Allerdings, die Anwohner des „Overkill“ wissen aus Erfahrung, dass diese Ruhe nicht von Dauer ist: Alle paar Wochen sehen sie sich einem vergleichbaren Menschenandrang ausgesetzt, samt verstopfter, sogar mit Zelten zugestellter Gehwege und Müll im Gebüsch – eben immer dann, wenn mal wieder ein besonders begehrtes Schuhwerk die modebewusste Szene der Jäger und Sammler in helle Aufregung versetzt.

Sogar Matratzen, alte Sofas, Decken sowieso, kommen bei diesen Kurzzeitcamps zum Einsatz. „Es ist schon etwas gruselig,“ beklagt sich eine Anwohnerin. „Oft landet Abfall in den Büschen.“ Den restlichen Müll entsorgen immerhin „Overkill“-Mitarbeiter. Bis zu achtmal im Jahr quartieren sich Sneaker-Fans Tage vor einem Verkaufsstart vor dem „Overkill“ ein. Gecampt wird nicht direkt vor dem Store, sondern auf dem gegenüberliegenden Gehsteig.

Für die dadurch entstehenden Probleme hat man im Laden durchaus Verständnis. „Wir bitten die Community, nicht mehr als zwei Tage vor dem Release vor dem Laden zu campieren“, sagt Marketing-Mitarbeiter Julian Kalitta. Vor dem Verkauf der BVG-Sneakers hielten sich nur wenige daran. Warten sonst bei Neuerscheinungen meistens 50 bis 80 Personen in der Köpenicker Straße, waren es diesmal rund 500.

Dixi-Klos für Sneakernarren

Die Erfahrungen mit dieser Szene sind sehr unterschiedlich. In der Nacht bleibe es meist ruhig, gibt die müllgeplagte Anwohnerin zu. „Ich habe mich mal mit zweien, die hier campten, unterhalten. Das waren ganz nette Leute.“ Eine andere Anwohnerin aber beklagt sich: „Die machen nicht mal Platz, wenn man vorbei will.“

Und eine Objektbetreuerin der Hausverwaltung Diorit berichtet: „Es ist schon vorgekommen, dass Leute den Gang des Hauses als Toilette benutzt haben.“ Mittlerweile habe der Laden Dixi-Klos organisiert. Auch Klagen über Lärmstörungen habe sie erhalten, zum Beispiel wegen zu lauter Musik in der Nacht. Das seien jedoch Einzelfälle, der Ärger bewege sich „im Rahmen des Erträglichen“.

Falls es doch mal welchen gebe, sei sie in Kontakt mit dem „Overkill“-Inhaber. Auch könne bei Bedarf das Ordnungsamt kommen, das sei aber noch nicht der Fall gewesen.

Im Laden sucht man mit Regeln den Andrang zu lenken. Es wird eine Liste geführt, auf der sich jeder eintragen kann. Nach ihr läuft dann der Verkauf. „Wir wollen es uns mit den Anwohnern nicht verscherzen“, sagt Kalitta. Es laufe bestimmt nicht immer alles gut ab, doch man bemühe sich und lerne bei jedem neuen Release dazu.

Anja Zobrist

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