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Berlin: So schön klingt Sanssouci

Trolle im Park: Bei den Potsdamer Musikfestspielen hat Skandinavien die Hauptrolle.

Potsdam - Léonie d’Aunet muss eine extrem mutige Frau gewesen sein. Und Monsieur d’Aunet ein sehr fortschrittlich denkender Gatte. Im Jahr 1839 nämlich wagte das Ehepaar gemeinsam eine Expedition in den Hohen Norden Europas. Unter dem Titel „Voyage d’une femme à Spitzbergen“ veröffentlichte die junge Dame hinterher ihre Erlebnisse in Buchform. Und weil die d’Aunets auf dem Rückweg aus den Eiswüsten auch nach Potsdam kamen, haben die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci die abenteuerlustige Französin in diesem Jahr zur Kronzeugin erkoren.

Unter dem Motto „Skandinavien“ steht das Festival, das vom 7. bis 23. Juni mehr als 60 Aufführungen in Schlössern, Kirchen, Villen und Parks der brandenburgischen Landeshauptstadt bietet. Präsentiert werden dabei schwedische, dänische und norwegische Komponisten vor allem der Barockzeit, es gibt aber auch traditionelle und neue Folkmusik.

Beim Eröffnungskonzert, das traditionell in der Friedenskirche am Rande des Parks von Sanssouci stattfindet, wird am Freitag die Schauspielerin Jennipher Antoni Passagen aus Leonie d’Aunets Reisebuch lesen, dazu spielen die Trondheim Solisten Werke von Edward Grieg und Carl Nielsen, Bent Sörensen, Johan Halvorsen und Johann Daniel Berlin.

Am selben Tag hat im Schlosstheater des Neuen Palais eine Oper Premiere, die zeigt, wie wichtig deutsche Auswanderer für das Musikleben in Skandinavien waren. Johann Abraham Peter Schulz war zuerst Hofkapellmeister beim Prinzen Heinrich in Rheinsberg und ging 1787 nach Kopenhagen. Als Komponist des Einschlafklassikers „Der Mond ist aufgegangen“ kennt man ihn noch heute, und auch im Singspiel „Peters Hochzeit“ legt er den Protagonisten vor allem volksliedhafte Melodien in den Mund. Die Inszenierung dieses 1793 uraufgeführten Werks hat Musikfestspiel-Chefin Andrea Palent der jungen Regisseurin Isabel Ostermann von der Staatsoper anvertraut.

Und weil das Rokoko-Schlosstheater 2013 letztmalig vor den Renovierungsarbeiten am Neuen Palais bespielt werden kann, kommt am 19. Juni noch eine weitere szenische Produktion heraus, „Proserpin“, komponiert nach einer Skizze des schwedischen Königs Gustav III. höchstpersönlich von einem weiteren Deutschen in skandinavischen Diensten, nämlich dem Mozart-Zeitgenossen Joseph Martin Kraus.

Ein feines Netz dramaturgischer Fäden haben Palent und ihr künstlerischer Koordinator Jelle Dierickx nach Skandinavien gesponnen, neben Stars wie Anne Sophie von Otter werden einige Entdeckungen zu machen sein. Exquisite Kammerkonzerte für Kenner gibt es in den historischen Räumen der königlich preußischen Schlösser, daneben richten sich aber auch fünf populäre Freiluftveranstaltungen bewusst an die Klassik-Neulinge. Zudem gibt es besondere Angebote für Kinder.

Heiß erwartet wird von vielen Fans natürlich das „Fahrradkonzert“, das dieses Mal am 9. Juni stattfindet und wieder 22 Konzerte, Lesungen, Performances und Führungen an 16 Orten in und um Potsdam aufbietet. Und am 21. Juni wird dann bei einer Trollenacht Mittsommer auf skandinavische Art gefeiert. In diesem Sinne: Välkommen till Sanssouci!

Alle Informationen im Internet unter www.musikfestspiele-potsdam.de sowie unter der Telefonnummer (0331) 28 888 28.

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