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Hans Werner Olm

© imago

Stadtleben: Dem Ernst den Ernst nehmen

Der Kabarettist Hans Werner Olm über gutes Kabarett und seine neue Show im Schiller-Theater. Es geht um Alltag, Männer und Frauen - es geht um alles.

Er mag dieses Wort nicht: Comedy. Hans Werner Olm sitzt in einem Café am Gendarmenmarkt, ein großer Mann mit Wollmütze und redet sich in Rage. Vor ihm eine Tasse Tee, Marke „Relax“. Doch es macht ihm Spaß: sich aufzuregen.

„Show must go Olm“, heißt die neue Tour von Hans Werner Olm, mit der er im März im Schiller-Theater in Berlin zu sehen sein wird. Sein Name ist Programm. Keine seiner Fernsehfiguren kommt in der Show vor, keine Verkleidung, einfach nur Olm pur. „Zusammen miteinander auskommen“, so könne man das Thema des Abends nennen, sagt er. Es geht um Alltag, es geht um alles. Männer und Frauen. Straßensprüche. Große Missverständnisse und kleine Katastrophen. Olm nimmt das Allerlei unter die Lupe.

Und er macht das nicht erst seit gestern. Mitte der 70er-Jahre trat Hans Werner Olm zum ersten Mal in Berliner Clubs auf. Da war er 20 Jahre alt, hatte eine Gitarre, ein Bier und fünf Zuschauer. Danach sei er lange durch die Lande getingelt, erzählt er, bevor er ins Fernsehen gelangte. Da gab es dann Geld, aber auch viele Regeln.

Je professioneller es wurde, desto weniger Spaß habe es gemacht, sagt Olm. Die Comedy-Preisverleihung sei die traurigste Veranstaltung, die er je erlebt habe. Zweihundert Comedians in einem Raum, die über die Witze der anderen gähnen. Besonders die Jungen täten ihm leid. Die hätten gerade mal ihr halbes Programm fertig, da würden sie schon ausgetauscht. „Heute hast du als Kabarettist nur Chancen, wenn du debil bist oder einen Sprachfehler hast“, sagt Olm. Die Menschen hätten Angst, ihre Seele berühren zu lassen. Darum ließen sie sich lieber Banalitäten erzählen. Man lacht, aber es tut nicht weh.

Mit einer Figur ist es ihm selbst ein bisschen so gegangen. Die „Luise Koschinsky“, diese deftige Dame aus Meppen. Superschräg finden seine Fans sie. Er findet: Sie ist eine emanzipierte Frau. Im Herbst nimmt er die Dame erst mal aus dem Programm. Er will nicht die lustige Oma sein. Hans Werner Olm hat seinen Entspannungstee ausgetrunken. Er wolle ein bisschen ernster werden, sagt er. Oder wenigstens dem Ernst ein bisschen den Ernst nehmen. Ganz ohne Comedy geht es eben auch nicht.

Johanna Lühr

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