Berlin: Stadtmenschen: Geschmack auf mehr
Donnerstagabend im Wintergarten . In diesen Tagen passt das Bild vom steppenden Bären natürlich wunderbar.
Donnerstagabend im Wintergarten . In diesen Tagen passt das Bild vom steppenden Bären natürlich wunderbar. Aber neben diversen nächtlichen Glitzerevents, die sich an die Berlinale so dran hängen, gibt es noch echte Geheimtipps. Dieses scheint einer zu sein, weil er sich in die Politik noch nicht wirklich herumgesprochen hat: Die Wintergarten-Gala "Politik trifft Wirtschaft". Im Grunde geht es darum, Neu-Berliner mit älter Eingesessenen zusammenzubringen und ihnen gleichzeitig die kulturellen Möglichkeiten der Stadt so zu eröffnen, dass sie Geschmack auf mehr bekommen. Dabei wird einiges aufgeboten. Für die Reden waren die leitenden Charmeure Volker Hassemer, als Initiator, und, in Vertretung des Hausherrn, Peter Raue aufgeboten. Die beiden spielten sich verbal die Bälle mit hochverfeinerter Technik zu; fast ein Fortbildungsangebot für die Jongleure in den Kulissen. Im Grunde werden drei Gruppen angesprochen, sagte Hassemer: die Botschaften, die Politik und die Verbände, die ja neuerdings auch so zahlreich vertreten sind in der Stadt. Diese mischen sich bei Lachs und Lammrückenfilet und bei der anschließenden Varietévorführung. Ziel sei es, den Neuen in der Stadt eine Art Trampelpfad ins Kulturleben zu geben, sagte Hassemer. Noch sieben weitere Theater bieten solche Kennenlernabende an, aber nur im Wintergarten gibt es ein Dinner dazu und die Möglichkeit, sich ganz zwanglos kennenzulernen. Irgendwo ist das natürlich auch eine Art Kaffeefahrt für den Prominenten-Nachwuchs, aber eine liebe Kaffeefahrt natürlich, die die Leute auf Gedanken bringen soll. Wohin könnte der Botschafter Y denn am besten eine Delegation aus der Heimat führen, um ein bisschen Berlin-Folklore zu vermitteln? Natürlich in den Wintergarten, das kennt er nun schon, und außerdem kann man Artistik auch verstehen, ohne vorher Vokabeln zu pauken.
Unter den Gästen, die zunächst bei Cocktails und Zauberkunststücken im Foyer plauderten, waren der tschechische Botschafter Frantisek Cerny, die südafrikanische Gesandte N. M. Sibanda-Thusi, außerdem Finanzsenator Peter Kurth, Sandra Pabst und Verbandschef Hanns-Eberhard Schleyer. Warum Peter Schwenkow so plötzlich in die USA reisen musste, dass er nicht dabei sein konnte, mochte Peter Raue nicht verraten: "Dann gehen doch sofort die Aktien hoch." Wunderkerzen zum Abschluss der zauberhaften "Specialitäten"; Berlin hat dank seiner freundlichen und umtriebigen Partner wieder einmal gezeigt, dass es sich hier nicht nur steppen, sondern auch leben lässt.
Bi