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Berlin: Stadtmenschen: Wie die Swing-Jugend: Tanzen gegen Rechts

Samstagabend, Tanzschule "Maxixe". "Mizzi" und "Fritzi" hatten Spaß.

Samstagabend, Tanzschule "Maxixe". "Mizzi" und "Fritzi" hatten Spaß. Sie hüpften wild durch den Saal, lümmelten sich lasziv, schlenkerten Arme und Beine - das Paar präsentierte einen wunderbaren Swing, das Publikum war begeistert. Eine gelungene Showeinlage bei diesem etwas anderen Ball in der Kreuzberger Tanzschule Maxixe. Hausherrin Ele Busch hatte den Abend unter das Motto "Tanzen gegen Rechts" gestellt, und viele Schüler und Freunde des Hauses waren gekommen, um ihrer Abneigung gegen rechtsextreme Gewalt Ausdruck beim Wiener Walzer oder beim Quickstep zu verleihen. Die Erlöse aus Kartenverkauf, Getränken und der Tombola gingen an den Verein "Opferperspektive", dessen Arbeit Gabi Jaschke den Ballgästen vorstellte. Die Opferperspektive kümmert sich um die oft vergessenen Opfer rechter Gewalt und wurde im letzten Jahr von der Internationalen Liga für Menschenrechte mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille ausgezeichnet.

Dass auch Tanzen ein Grund für politische Verfolgung sein kannt, zeigt gerade das Beispiels des Swing. "Mizzi" und "Fritzi" hätten in der Nazizeit nichts zu lachen gehabt. Der Swing und der entsprechende Lebensstil waren den braunen Machthabern ein Dorn im Auge. Einfach Spaß haben zu wollen und sich der geforderten Uniformität zu entziehen, wollten sie nicht dulden und verfolgten die Swing-Jugend gnadenlos. HJ-Streifen machten Jagd auf "Hosenweiber" und "Langhaarige". "In Hysterie geratene Neger bei Kriegstänzen sind mit dem zu vergleichen, was sich dort abspielte", protokollierte ein Streifendienst der Hamburger HJ seine Beobachtung einer Swing-Nacht im Jahr 1940. Tanzen kann also durchaus "antifaschistisch" sein. Tagesspiegel-Redakteur Frank Jansen, der mit Hausherrin Ele Busch den Ball zwar nicht mit einem Swing, sondern klassisch mit langsamem Walzer eröffnete, spitzte das Motto des Abends zu: "Tanzen wir ihn weg, den braunen Dreck."

sik

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