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Streit um Parklücke eskaliert: Prozess wegen Totschlags im Berliner Landgericht
Ein 37-jähriger Familienvater wurde in einem Streit um eine blockierte Parklücke in Berlin tödlich verletzt. Einem 30-Jährigen wird nun der Prozess gemacht
Stand:
Stolz wollte er einem Freund sein Auto zeigen. William C. hielt mit dem Kleintransporter, den er kurz zuvor erworben hatte, in der zweiten Reihe vor einem freien Parkplatz. Doch die Lücke hatten auch andere Autofahrer entdeckt. Ein Streit eskalierte. Bis William C., ein 37-jähriger Familienvater, zusammenbrach.
Tolga E. soll ein Messer gezogen und zugestochen haben. Nur, weil ein anderer Autofahrer eine freie Parklücke blockierte? Wegen Totschlags steht er nun vor dem Berliner Landgericht.
Der 30-jährige E. war am 11. Juli 2024 gegen 18 Uhr mit seinem Auto in Gesundbrunnen unterwegs. Auch sein Vater soll in dem schwarzen Jeep gesessen haben. E. suchte laut Anklage einen Parkplatz in der Böttgerstraße. Er habe die Lücke bemerkt und auch seinen älteren Bruder, der auf der Straße bereits im Disput mit zwei Männern war.
Tolga E. hielt laut Anklage. Er habe sich in den Streit eingemischt. Ein kurzer Wortwechsel und eine „leichte gegenseitige Rangelei“, dann soll er dem 27-jährigen Bekannten von C. einen Schlag ins Gesicht versetzt, ein Messer aus seiner Hosentasche gezogen und es C. in den Bauch gerammt haben. Der Mann aus Kamerun starb wenig später im Krankenhaus.
Mutter des Opfers als Nebenklägerin anwesend
Die Mutter von William C. kam als Nebenklägerin zum ersten Verhandlungstag und seine Lebensgefährtin, die den gemeinsamen vierjährigen Sohn vertritt. Unter Tränen hörten sie die Anklage.
„Jeder hat ihn geliebt“, sagte die Lebensgefährtin als Zeugin. Sie habe William C. in einer Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg kennengelernt. Das war 2018. Er habe gearbeitet – „in einem Pizza-Unternehmen“. Wie er allgemein in einem Streit gewesen sei? „Er hat einfach nichts gesagt und später gelächelt“, schilderte die 40-Jährige. Für das Auto habe er vier Jahre lang gespart. Wegen der Kinder habe er es gekauft.
Tolga E. wollte wohl seinen Bruder besuchen. In dessen Baufirma arbeitete E. als Bürokraft. Der 35-jährige Bruder hatte sich laut Ermittlungen zuerst über die blockierte Parklücke beschwert. „Es war ein sehr schnelles Geschehen“, sagte der Staatsanwalt am Rande. Plötzlich der Stich, der die Leber und die Bauchaorta traf. Bei der Tatwaffe soll es sich um ein Jagdmesser handeln.
Der mutmaßliche Täter stieg in seinen Jeep, doch andere Fahrer versperrten ihm mit ihren Wagen den Weg. Seit der Festnahme befindet er sich in U-Haft. Der Verteidiger kündigte an, dass sich E. voraussichtlich am nächsten Prozesstag am 9. Januar zu den Vorwürfen äußern wird.
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