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Berlin: Taz-Chefin Bascha Mika

Sie sitzt in ihrem neuen Taz-Café im Gespräch mit einem CDU-Granden – eine zierliche Frau mit kleinen Händen, kurzen Künast-Haaren. Lebendig, ernsthaft und mit unauffälligem Chic.

Sie sitzt in ihrem neuen Taz-Café im Gespräch mit einem CDU-Granden – eine zierliche Frau mit kleinen Händen, kurzen Künast-Haaren. Lebendig, ernsthaft und mit unauffälligem Chic. Sie erzählt mit viel Farbigkeit von ihrem Werdegang, der auf den ersten Blick nicht recht passen will zu ihrem Berliner Blatt, das in der politischen Geografie als eher links und splendid gilt, manche Edelfedern hervorgebracht hat und ständig am Rande des finanziellen Ruins steht.

Mit fünf Jahren wurde Mika, geboren in einem schlesischen Dorf, nach Aachen ausgesiedelt. Ihr rollendes R erinnert noch an die polnischen Jahre. Der Vater Lehrer, die Mutter Büroangestellte, beide streng katholisch. Ehrgeiz und Verantwortungsgefühl hat sie von ihrer Mutter geerbt. Früh schon musste sie für die insgesamt neunköpfige Familie kochen. Mit zehn, sagt sie, wollte sie Nonne werden, mit zwölf nicht mehr.

Als der Vater krank wurde, sollte sie eine ordentliche Banklehre machen. Die drei Jahre bei der Deutschen Bank in Aachen haben sie enorm geprägt, vor allem die Behandlung von Kunden, die sie als ungerecht empfand. Einer politischen Partei mochte sie trotzdem nie beitreten. Dazu hat sie zu heftige Aversionen gegen alle Organisationen. Die Ausnahme ist die Genossenschaft, in der die Taz organisiert ist. Nach der erfolgreichen Banklehre ging es zum Studium nach Bonn: Fach Afrikanistik. „Möglichst weit weg von etwas Verwertbaren“ und ungeeignet für ein Lehrfach. Später in Marburg – Germanistik, Philosophie und Ethnologie – gewann sie Gefallen an Hochschulpolitik, gründete die Marburger Frauengruppe. Schon ab 1988 arbeitete sie nebenher als Redakteurin und Reporterin für die Taz und für den SFB. Später wusste sie so viel über Journalismus, dass sie als Dozentin an verschiedenen Medienakademien und Journalistenschulen etwas davon weitergeben konnte. Heute lehrt sie Ethik im Journalismus an der UdK.

Die Taz leitet sie nun schon seit 1998. Sie war die 13. Chefredakteurin in nur acht Jahren. Warum sie es so lange auf dem anspruchsvollen Sessel aushält? Sie sei eine gute Journalistin, habe Sozialkompetenz und in der Taz eine „normale Hierarchie“ eingezogen, sagt sie.

Vor kurzem haben sie ganz unten in ihrem Haus ein Café eingerichtet. Das sei gut für die interne Kommunikation und für die Tentakel nach außen in die Stadt. Es ist zu wünschen, dass in den oberen Etagen weiter ein so interessantes Blatt gemacht wird. An irgendetwas muss man sich doch reiben können.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Bascha Mika (53) ist

Honorarprofessorin an der UdK und Chefredakteurin der Tageszeitung (Taz). Sie ist der einzige weibliche Chefredakteur einer überregionalen Zeitung in Deutschland.

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