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Die Fassade des Humboldt-Forums ist an drei Seiten des Gebäudes eine Rekonstruktion des historischen Stadtschlosses.

© Jens Kalaene/picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Update

Teile des Schlüterhofs gesperrt: Gerade erst fertig, schon bröckelt es – Sturmschäden an barocker Fassade des Berliner Humboldt-Forums

Das fast 700 Millionen Euro teure Humboldt-Forum wurde durch Stürme in Mitleidenschaft gezogen. Und die Freitreppe zur Spree scheitert wohl.

Unter stahlblauem Himmel schneiden sich die Brüstungen und Kartuschen, die Fensterlaibungen und Säulen noch schärfer in die Fassade des Stadtschlosses ein. Kästen mit Pflanzen stehen an der Karl-Liebknecht-Straße bereit. Arbeiter setzen die letzten Steine in das Pflaster vor dem Humboldt Forum ein. Und dann das: Die Fassade bröckelt, aus dem Gesims über dem Portal des Schlüterhofs fiel ein halber Meter Putz hinunter.

Bauschäden an dem 677 Millionen teuren, noch gar nicht ganz eröffneten Kulturbau – was jeden Häuslebauer in Angst und Schrecken versetzt bleibt öffentlichen Bauherren nicht erspart. Vom Bundeskanzleramt hieß es, es sollen 16 000 Mängel festgestellt worden. Wie viele es beim Schloss sind, verrät Hans-Dieter Hegner Technik-Vorstand des Humboldt Forums lieber nicht: „Damit wird nur Schindluder betrieben“. Denn in einer solchen Zahl sei jeder kleinste Kratzer aufgenommen, sie sagt folglich wenig über schwere und Kosten der Mängel aus. So viel immerhin: Es seien nicht nur deutlich weniger Mängel als beim Kanzleramt und diese seien zum größten Teil bereits behoben.

Die drei Sturmtiefs „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ förderten den aktuellen Mangel in der Schlossfassade zu Tage. Mutmaßlich führten die Handwerker die Anschlussstelle zwischen Putz und einem Beton-Fertigteil nicht ordentlich aus. Die verantwortliche Firma wurde zur Behebung des Problems aufgefordert. Doch die seinerzeit zuständige Chefin gibt es nicht mehr, der Nachfolger reagiert bisher nicht. Die Stiftung hat der Firma eine Frist zur Mangelbehebung gesetzt. Danach will der Technik-Vorstand Angebote von anderen Anbietern einholen. Die Reparatur wird notfalls von dem bis zum Ende der Gewährleistungsfrist einbehaltenen Rechnungsbetrag bezahlt.

Zu sehen ist der Fehler allenfalls für Experten mit geübtem Auge: Einige Zentimeter Putz fehlen in 30 Meter Höhe. Welche anderen Mängel am Schloss wiegen am schwersten? Dazu will der Vorstand nichts in der Zeitung abgedruckt wissen.

Senat gab Geld für Freitreppe nicht frei

Vor dem westlichen Eingang des Schlosses sieht es wüst aus: Bauzäune, aufgerissener Boden, Erdarbeiten. Hier entsteht das „Freiheits- und Einheitsdenkmal“, zwischen Schloss und Spree. Die Kaimauer ist dort aufgerissen. Denn es sollte eine Freitreppe den Weg bis an die Spree frei machen. Doch der letzte Senat hatte das Geld für das Projekt nicht freigegeben. Laut B. Z. explodieren die Kosten.

Der Bau der Treppe liegt nun auf Eis. „Wir würden den Bau der Freitreppe unterstützen, die Menschen wollen nahe am Wasser sein“, sagt Schloss-Vorstand Hegner. Vor der in moderner monumental-Architektur gefertigten Ost-Fassade des Humboldt Forums habe man ein paar Stühle am Wasser aufgestellt – „die sind alle besetzt, sobald ein paar Sonnenstrahlen zu sehen sind“.

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Aus der neu besetzten Berliner Bauverwaltung heißt es nun: „Wir sehen die Treppe wegen der enorm hohen Kosten kritisch.“ Ein Aus für das Projekt bedeutet das noch nicht. „Für die Treppen liegen bis dato von Seiten der Senatsverwaltung für Umwelt keine tiefbaurechtlichen und wasserrechtlichen Genehmigungen vor“. Das Projekt steckt schon mal tief im Geflecht ordnungsrechtlicher Zuständigkeiten fest.

Dass die ein Fall für die Senatskommission unter Leitung der Regierenden Bürgermeisterin kommt und ausgeräumt wird, ist nicht zu erwarten. Wegen schwer kalkulierbarer Kosten könnte mit der Freitreppe auch das umstrittene Flussbad ins Wasser fallen. Der Bund der Steuerzahler fordert „das gesamte 2019 beschlossene Projekt zum Stadtumbaugebiet ,Umfeld Spreekanal‘ infrage zu stellen“. Schloss-Vorstand Hegner hat dazu eine klare Meinung: „Wir wollen ans Wasser, aber nicht um jeden Preis rein“.

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