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Berlin: Tempelhof: Richter sollen entscheiden

Fluggesellschaften wollen gegen die Schließung des Airports klagen – Nutzungskonzept vorgelegt

In Tempelhof werden vielleicht doch länger als geplant Flugzeuge starten und landen. Gegen eine Aufgabe des Flugbetriebes zum 30. Oktober 2004 würden alle in Tempelhof vertretenen Gesellschaften gemeinsam klagen – durch alle Instanzen und notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof, kündigte die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT) gestern an. Und das kann Jahre dauern. Ob die Flughafengesellschaft dann bis zum Abschluss der Verfahren den Flughafen gegen ihren Willen weiter betreiben müsste, ist juristisch umstritten. Der Sprecher des Oberverwaltungsgerichts, Wolf-Dietrich Wahle, erklärte, dies könnten wahrscheinlich nur die Richter entscheiden.

Die Flughafengesellschaft hat bereits Ende 1997 beantragt, den Flughafen Tempelhof zu schließen. Er verursacht nach ihrer Bilanz jährlich Verluste von derzeit rund 13 Millionen Euro. Inzwischen hat die Flughafengesellschaft ihren Antrag modifiziert. Jetzt will sie zunächst nur von der Betriebspflicht befreit werden. Die offizielle Schließung soll dann später folgen.

Für den Präsidenten der Interessengemeinschaft, Bernhard Liscutin, ist dieser Schritt eine Mogelei. Die Befreiung von der Betriebspflicht entspreche einer Schließung. So weit müsste es aber nach Ansicht der ICAT gar nicht kommen. Ihr Vorstand ist überzeugt, dass der Flughafen Tempelhof mit einem neuen Konzept, das sie erarbeitet hat, wirtschaftlich geführt werden kann. Dem widerspricht allerdings die Sprecherin der Flughafengesellschaft, Rosemarie Meichsner. Tempelhof würde immer Verluste bringen, denn das riesige Gebäude, das dem Bund gehört, sei ohne hohe Investitionen nicht zu vermieten.

Nur mit einem Flughafen im Hintergrund könnten die Flächen aber vermarktet werden, ist Thilo Prokosch, der stellvertretende ICAT-Vorsitzende, überzeugt. Ohne Flugbetrieb hätten die Gebäude mit einer Nutzfläche von 240 000 Quadratmetern keine Chance auf dem desolaten Immobilienmarkt. Aus Tempelhof würde eine „Denkmalruine“.

Ganz anderer Ansicht ist dagegen die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Reetz. Die Verwaltung entscheidet, ob die Flughafengesellschaft aus der Betriebspflicht befreit wird. Erst ohne Flugbetrieb gebe es für das Tempelhofer Ensemble Entwicklungsmöglichkeiten. Eine Nutzung scheitere jetzt oft noch an den strengen Sicherheitsbedingungen für einen Flughafen.

Die Flughafengesellschaft bietet den Tempelhofer Unternehmen an, nach Schönefeld zu ziehen. Die Airlines wollen aber bis zur Eröffnung des neuen Flughafens BBI alle nur nach Tegel. Dort ist jedoch für sie kein Platz. Die Konsequenz wäre dann die Aufgabe der Flugverbindungen für Berlin, so Liscutin. Zunächst gibt es aber vom 15. September an eine neue Verbindung nach Linz.

Der ICAT-Vorsitzende Andreas Peter, Chef der bizair Fluggesellschaft, will Tempelhof auch langfristig zumindest für den Geschäftsflugverkehr erhalten. Eine Chance dazu hat die ICAT. Wenn es ihr gelingt, Investoren vom Gewinn bringenden Tempelhof zu überzeugen, könnte ein Dritter die Betriebsrechte übernehmen. Angeflogen kommt er jedoch noch nicht.

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