Meine Woche (126): Ticket

Ahmad, immer mehr Leute beschweren sich über die Situation in Berlins U-Bahnen und S-Bahnen und in den Bahnhöfen. Gestank, schlechtes Benehmen, Belästigungen... Wie erleben Sie das?

Berlin hat eines der besten Nahverkehrssysteme der Welt. Ich glaube aber, die Leute sollten mehr füreinander einstehen. Erst kürzlich erzählte mir eine Freundin, sie sei in der S-Bahn von einer Gruppe von betrunkenen Männern bedrängt worden. Der Typ, der ihr gegenüber saß, hat einfach weggeguckt. Und weil es ja viele Vorurteile gegen Ausländer gibt: Das war ein Deutscher.

Erleben Sie diese Vorurteile beim U-Bahn-Fahren?
Ja. Zum einen ist es so, dass die Leute es schon als bedrohlich wahrnehmen, wenn jemand Arabisch spricht – ganz anders als Französisch. Und weil ich auch noch arabisch aussehe, setzen sich die Leute nicht gerne neben mich. Es bleibt oft ein Platz neben mir frei.

Selbst wenn der Zug voll ist?
Ja, selbst dann. Das finde ich eigenartig, es ist ja nicht so, dass ich stinken würde. Einmal saß ich auch mit Freunden in der Tram, und nebenan saß ein Mann, der mit seiner Begleitung über die „Scheiß Flüchtlinge“ geredet hat. Der wusste vielleicht nicht, dass ich einer bin. Aber das war so unangenehm für mich, dass ich an der nächsten Station ausgestiegen bin. Einmal hörte ich auch, wie sich zwei Männer darüber unterhielten, dass Flüchtlinge das BVG-Ticket geschenkt bekommen und für Schwarzfahren nicht zahlen müssen. Solche Vorurteile schüren Hass.

Was bezahlen Sie denn fürs Monatsticket?
Ich habe, seitdem ich vom Jobcenter betreut werde, wie Hartz-IV-Empfänger einen Berlin–Pass – da bekomme ich das BVG-Ticket für knapp 30 Euro. Wenn ich schwarzfahre, muss ich so viel bezahlen wie alle anderen auch.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?
Ticket, das heißt auf Arabisch tazkreh.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Ahmad Al-Dali