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Berlin: Tram zu verkaufen

Die BVG will sich sogar von modernsten Straßenbahnen trennen, die erst ein Jahr in Betrieb sind

Die hoch verschuldete BVG ist jetzt sogar bereit, einige ihrer modernsten Straßenbahnen zu verkaufen, die erst ein Jahr alt sind. Zudem will das Unternehmen ältere Fahrzeuge, die noch aus DDR-Zeiten stammen, nach Wolgograd veräußern. Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen.

Die BVG habe zu viele Straßenbahn-Fahrzeuge, klagte schon vor Monaten Straßenbahndirektor Wolfgang Predl. In der Wendeeuphorie zu Beginn der 90er Jahre sei man zu optimistisch gewesen und habe zu viele der älteren Tatra-Bahnen aufwändig modernisieren lassen. Doch aus dem erhofften Verkehrszuwachs wurde nichts. Die Bevölkerungszahl – und damit auch die Zahl der Fahrgäste – stieg nicht wie erwartet, sondern ging sogar zurück. Und von den damals propagierten Neubaustrecken wurde kaum eine verwirklicht. Ein großer Teil dieser Fahrzeuge steht jetzt ungenutzt auf den Betriebshöfen herum. Schon lange sucht die BVG deshalb nach einem Käufer. Wolgograd hat den Kauf gebrauchter Bahnen ausgeschrieben; zu den Anbietern gehöre auch die BVG, teilte eine Sprecherin gestern mit.

Überraschend ist die BVG aber auch bereit, moderne Typen abzugeben. Der schwedischen Stadt Norrköping hat die BVG angeboten, fünf moderne Niederflurbahnen zu verkaufen – zum Preis von zusammen neun Millionen Euro plus Mehrwertsteuer. Darunter sind auch drei der modernsten Zweirichtungsfahrzeuge von 2003, die jeweils rund 1,5 Millionen Euro gekostet haben.

Diese Typen mit Führerständen an jedem Ende hatte die BVG angeschafft, um im Baustellenverkehr flexibel reagieren zu können. Zudem sollten die Fahrzeuge dort eingesetzt werden, wo an der Endhaltestelle keine Schleife für das Wenden der Züge gebaut werden kann – wie bei der Linie 20 am U-Bahnhof Warschauer Straße.

Norrköping sei mit dem Wunsch nach einem Kauf dieser Fahrzeuge an die BVG herangetreten, sagte die Sprecherin. Ähnliche Fahrzeuge seien in der schwedischen Stadt bereits unterwegs. In großem Stil kann die BVG ihre überzähligen Fahrzeuge allerdings nicht verkaufen. Die meisten sind in einem komplizierten Verfahren an amerikanische Unternehmen verkauft und gleich wieder zurückgemietet worden. Ein solches Geschäft, einst für den Flugzeugverkauf erfunden, wird in den USA steuerlich gefördert.

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