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Berlin: Trügerische Ruhe in der Altstadt

In Alt-Köpenick nerven keine Staus mehr – doch niemand weiß, ob es mit der neuen Umfahrung oder den Ferien zusammenhängt

Es ist ruhiger geworden in der Köpenicker Altstadt: Seit einer Woche gibt es keine Staus mehr auf dem historischen Pflaster, und die Fußgänger können die Straße AltKöpenick problemlos überqueren. Ob dies aber wirklich etwas mit der gerade frei gegebenen Altstadtumfahrung zu tun hat, bleibt abzuwarten. Die meisten Gewerbetreibenden sind eher skeptisch. „Natürlich merken wir, dass weniger Autos durch das Nadelöhr rollen“, sagt eine Verkäuferin einer Boutique nahe dem Rathaus.

Doch sie vermutet, dies könne mit den Herbstferien zusammenhängen. „Es sind einfach weniger Leute da.“ Ähnlich sieht Wolfgang Fetzer von der Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden die Situation. Man müsse die Zeit nach den Ferien abwarten, meint er. Erst dann lasse sich erkennen, was die Umfahrung wirklich bringt.

Und der Optiker und Chef des Köpenick-Treptower Tourismusvereins hofft, dass künftig wieder mehr Leute zum Einkaufen und Flanieren in die denkmalgeschützte Köpenicker Altstadt kämen. Dazu hat das Areal zwischen Spree und Dahme in den vergangenen Jahrzehnten nicht gerade eingeladen.

Die quälenden Dauerstaus verhinderten eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Kiezes. Stattdessen haftet am Gebiet ein negatives Image: Verkehrschaos, keine Parkplätze, kein Spaß beim Einkaufen. Immer mehr Gewerbetreibende schmissen das Handtuch, allein im vergangenen Jahr machten 17 Läden dicht. Vor drei Jahren hatte der Senat dann ein Einsehen und stellte das Geld für die seit Jahren geforderte Altstadtumfahrung bereit.

Der erste, rund 30 Millionen Euro teure Teil der neuen Verkehrsroute wurde in dieser Woche freigegeben. Die insgesamt 1100 Meter lange Trasse führt von der Straße An der Wuhlheide zur Oberspreestraße. Zwei neue Brücken entstanden: die Wilhelm-Spindler-Brücke über die Spree und die Köllnische Brücke über den S-Bahn-Gleisen. Die Strecke nimmt den Verkehr aus dem Nordosten Berlins in Richtung Südosten auf: zum Adlergestell, zum Flughafen Schönefeld und zum Schönefelder Kreuz. Leuchtend gelbe Schilder weisen darauf hin, dass es von Oberschöneweide in Richtung Grünau, Müggelheim und Treptow jetzt auch über die neue Spindlersfelder Straße geht.

Weil die jetzige Entlastung auch aus Sicht des Bezirkes eine Folge der Ferien sein, wünscht sich das Bezirksamt eine schnelle Entscheidung im Senat über den geplanten Weiterbau der Spindlersfelder Straße. „Erst wenn alles fertig ist, wird es eine spürbare Entlastung geben“, betont Baustadtrat Dieter Schmitz (SPD). Die zweite, 1,3 Kilometer lange Strecke, soll aus zwei weiteren Brücken über Oberspree- und Dörpfeldstraße bestehen und bis zum Glienicker Weg führen. Der Weiterbau wird mit EU-Geldern gefördert. Berlin trägt ein Viertel der Kosten.

Die IG Altstadt sieht die Zukunft des historischen Viertels positiv. Gemeinsam mit dem Wirtschaftskreis wurde jetzt ein neuer Altstadt-Manager eingesetzt. Ralf-Dieter Zech soll die etwa 100 Gewerbetreibenden motivieren und Aktivitäten bündeln.bey

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