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Berlin: U-Bahn-Brand: BVG prüft zweiten Ausgang für alle Bahnhöfe

Nach dem Brand im U-Bahnhof Deutsche Oper will die BVG ihre Stationen, die nur einen Ausgang haben, umbauen, falls sich bei der Untersuchung jetzt herausstellen sollte, dass solche Stationen ein Sicherheitsrisiko sind. Am Sonnabendnachmittag war der einzige Bahnhofsausgang durch den Qualm des brennenden Wagens blockiert.

Nach dem Brand im U-Bahnhof Deutsche Oper will die BVG ihre Stationen, die nur einen Ausgang haben, umbauen, falls sich bei der Untersuchung jetzt herausstellen sollte, dass solche Stationen ein Sicherheitsrisiko sind. Am Sonnabendnachmittag war der einzige Bahnhofsausgang durch den Qualm des brennenden Wagens blockiert. Die Feuerwehr nimmt jetzt diese Bahnhöfe alle unter die Lupe. Grüne und die PDS verlangten gestern, grundsätzlich alle Stationen mit mindestens zwei Ausgängen auszustatten. Noch umstrittener als bisher ist nach dem Feuer nun auch die Absicht der BVG, Zugangssperren auf den Bahnhöfen zu installieren. Die Station Deutsche Oper, auf der die Züge derzeit nicht halten, soll in etwa vier Wochen wiedereröffnet werden. Die Züge der Unfallbaureihe bleiben im Einsatz.

Stationen mit nur einem Ausgang liegen der Feuerwehr "schwer im Bauch", sagte gestern Feuerwehrsprecher Jens-Peter Wilke. Die Retter seien bereits dabei, alle Stationen dieser Art zu überprüfen. Grundsätzlich gelte für die alten Bahnhöfe aber ein Bestandsschutz. Für Versammlungsstätten oder Hochhäuser greifen dagegen viel strengere Vorschriften. Dort darf der nächste Fluchtweg nicht mehr als 30 Meter von jedem Platz aus entfernt sein. Bei Bahnhöfen mit nur einem Ausgang gilt der Tunnel als Fluchtweg.

Solche Stationen ließ die BVG auch noch in jüngster Zeit bauen. Nur einen Ausgang gibt es ebenfalls an der erst 1994 eröffneten Station Lindauer Allee an der U 8 in Reinickendorf. Dort wollte man nicht mehr Zugänge einbauen, weil die Planer von Anfang an mit nur wenigen Fahrgästen auf diesem Bahnhof rechneten. Um Kosten zu sparen, verzichteten die Bauverwaltung und die BVG dagegen 1978 am Bahnhof Konstanzer Straße der U 7 auf einen geplanten zweiten Ausgang.

Alte Pläne für weitere Zugänge

Wesentlich älter sind dagegen die Bahnhöfe mit nur einem Ausgang an der heutigen U 2. Deutsche Oper war 1906 in Betrieb gegangen, Sophie-Charlotte-Platz und Theodor-Heuss-Platz 1908. Damals war Charlottenburg in diesem Bereich kaum bebaut, so dass zumindest zunächst ein Ausgang reichte. Auch der Bahnhof Neu-Westend hatte zunächst nur einen Zugang; erst zu den Olympischen Spielen erhielt er 1936 auch den westlichen Ausgang. Pläne für einen weiteren Zugang gibt es seit Jahren zumindest für den Bahnhof Theodor-Heuss-Platz - nur kein Geld. Dabei ging es bisher weniger um die Sicherheit als um den Komfort. Ein weiterer Zugang würde die Wege verkürzen.

Weniger problematisch sind für Feuerwehrsprecher Jens-Peter Wilke dagegen die geplanten Sperren auf den Bahnhöfen. Vor einem Einbau würde man sehr genau darauf achten, dass die Anlagen in einem Notfall leicht geöffnet werden können. Die BVG hat sich bisher für kein System entschieden.

Möglich ist es, an Sperren ständig Personal zu postieren oder die Anlagen so auszustatten, dass sie leicht von Fahrgästen geöffnet werden können. Damit könnte man aber auch Schwarzfahrern verhältnismäßig leicht wieder einen Zugang verschaffen. Die BVG will aber gerade mit den Sperren die Zahl der "Sünder" senken. CDU und SPD unterstützen diesen Plan. Am Donnerstag soll das Parlament darüber abstimmen.

Nach Ansicht des verkehrspolitischen Sprechers der Grünen, Michael Cramer, ist der Brand im Bahnhof Deutsche Oper, der nur mit viel Glück glimpflich ausgegangen sei, "das beste Argument" gegen Sperren. Auch der Landesbehindertenbeauftragte Martin Marquard lehnt Sperren ab. Ziel müsse es sein, barrierefreie Stationen zu erhalten. BVG-Chef Rüdiger vorm Walde bezeichnete die Gegenargumente gestern als haltlos. Zudem forderte Michael Cramer die BVG auf, mit Personal stets auf allen 169 Bahnhöfen präsent zu sein, um auch bei Gefahr eingreifen zu können. Die BVG hat nach heftiger Kritik erst Anfang April wieder Mitarbeiter auf die meisten Bahnhöfe geschickt.

BVG: U-Bahn ist sicher

Der BVG-Chef betonte gestern, das System U-Bahn sei sicher. Bei dem Brand hätten sich die Mitarbeiter auf dem Bahnhof vorbildlich verhalten. Warum es keine Durchsagen gegeben habe, werde noch geprüft. Nicht funktioniert hat die Verbindung von der Sicherheitszentrale in den Bahnhof. Intakt gewesen seien dagegen die Notrufsäulen. 21 Personen waren nach Angaben der BVG nach dem Feuer ins Krankenhaus gekommen. Bis auf einen Fahrgast, der einen Beinbruch erlitt, seien alle wieder zu Hause.

Der Brand am Wagen war, wie berichtet, wahrscheinlich durch einen Kurzschluss entstanden. Dessen Ursache stehe nicht fest, sagte Technikchef Hans-Heino Dubenkropp. Alle Fahrzeuge seien nach dem Brand untersucht worden. Anzeichen für einen Fehler habe man nicht gefunden. Deshalb bleiben die Züge der Baureihe G II aus DDR-Zeiten weiter im Einsatz. Der Unfallzug war im Noember 1988 gebaut worden. Er soll am Mittwoch von einem neutralen Gutachter untersucht werden.

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