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Minas Zukunft sieht düster aus, trotzdem versucht sie das Beste daraus zu machen.

© Yosef Baraki

Mina Walking auf der Berlinale: Über den Dächern von Kabul

Der 25 Jahre alte Regisseur Yosef Baraki hat sein Drama „Mina Walking“ in Afghanistan mit Laien gedreht. Bis zuletzt hoffte er, dass seine Hauptdarstellerin pünktlich nach Berlin kommt.

Mina ist zwölf, hat blaue Augen und trägt ein graues Kopftuch. Morgens geht sie in die Schule, nachmittags verkauft sie Klopapier, abends sucht sie im Müll nach Stoffresten. Sie will alles richtig machen, doch sie scheitert an ihrer Umgebung. In einer Szene zieht sie eine Matrjoschka aus der Wand des staubigen Innenhofes, in der sie Medikamente für ihren Großvater versteckt. Er ist senil, der Vater ein Junkie, die Mutter tot.

Yosef Barakis Sorge ist nicht, ob sein Film „Mina Walking“ einen Bären bekommt, sondern ob seine Hauptdarstellerin zur Premiere kommen kann. Farzana Nawabi lebt in Kabul. Den Film hat der 25-Jährige mit einer Handkamera gedreht, Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt: Yosef Baraki. Der Regisseur ist in Afghanistan geboren. Als er drei war, wanderten seine Eltern nach Kanada aus.

Für den zweistündigen Film brauchte er 19 Drehtage. „Alles selbst zu machen, erspart viele Diskussionen und Erklärungen“, sagt er. Dafür musste er 15 bis 18 Stunden pro Tag drehen. Die Crew bestand nie aus mehr als sieben Leuten, alles Studenten einer Kabuler Filmhochschule, alle unter 30. „Um kein großes Aufsehen zu erregen“, sagt Baraki. Er wirkt eher wie ein sorgfältig gepflegter Sparkassenangestellter als ein Autorenfilmer. Beim Dreh trug er dieselben Klamotten wie die Einheimischen. Ein langes, kragenloses Hemd, Sandalen, Schal.

Leben spielen. Fast alle Akteure in "Mina Walking" sind Laien. In der Mitte Regisseur Yosef Baraki neben Farzana Nawabi (Mina).

© Yosef Baraki

„Oft haben wir von Dächern aus gefilmt, das half uns dabei, unentdeckt zu bleiben.“ Viele Afghanen seien misstrauisch gegenüber Kameras, weil sie während des Krieges schlechte Erfahrungen mit aufdringlichen Journalisten gemacht haben. Nur einmal gab es Stress, als Farzana während eines Drehs mit Sachen beworfen wurde. „Einige Leute wollten nicht, dass ein Mädchen in dem Film mitspielt“, sagt Baraki. Doch ihr Vater war immer in der Nähe, und die meisten Probleme lösten sich, wenn sie mit den Leuten sprachen.

„Bei den Proben habe ich gemerkt: Viele meiner Ideen sind gar nicht so großartig, wie ich mir vorgestellt hatte“, erzählt Baraki. Das Leben stellte sich als ergiebiger heraus als das Script, das sowieso nur aus etwa 30 Seiten bestand. „Wir haben auf der Straße mit Passanten improvisiert. Auch die meisten unserer Darsteller sind eigentlich Laien.“

Sogar die Nähmaschine verkauft Mina auf dem Markt - zum Spottpreis.

© Yosef Baraki

„Mina Walking“ läuft auf der Berlinale in der Sektion Generation 14plus. Sind Jugendliche wirklich die richtige Zielgruppe? Der Regisseur findet schon. „Mein Film bietet einen Blick auf die Kindheit in einem Land, das man sonst nur aus der Kriegsberichterstattung kennt.“ Dennoch zeigt der Film viel Zustand und wenig Entwicklung. Manches wird einfach ausgespart.

Yosef Baraki ist in Afghanistan geboren. Als er drei war, wanderten seine Eltern nach Kanada aus.

© promo

Dass Minas Mutter von den Taliban ermordet wurde, steht nur im Programmheft. Farzana Nawabi lebt mit ihrer Familie in Kabul. „Sie ist talentiert, hat aber in ihrer Heimat wenig Chancen auf eine Karriere“, sagt Baraki. „Ich hoffe, dass sich die Lage in Afghanistan verbessert, damit sie die Chance hat, etwas aus ihrem Talent zu machen.“ Zur Premiere am gestrigen Donnerstag im Haus der Kulturen der Welt durfte sie dann trotz einiger Probleme mit dem Visum doch kommen. Schon am Mittwoch landete sie pünktlich in Berlin.

Sa 14.2., 15.30 Uhr (Cubix 8), So 15.2., 15.30 Uhr (Zoo Palast 1)

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Simon Grothe, 19

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