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Umstrittene Einladung: BSW lädt Russlands Botschafter ein - SPD grenzt sich ab
Der russische Botschafter in Deutschland wird von der BSW-Fraktion zu einer Ausstellungseröffnung eingeladen. Das gilt wegen des Ukraine-Kriegs als ungewöhnlich. Der Koalitionspartner SPD reagiert.
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Die SPD im Brandenburger Landtag reagiert auf die Einladung des russischen Botschafters in Deutschland durch den Koalitionspartner BSW zu einer Ausstellung mit Skepsis. „Als SPD-Fraktion kämen wir derzeit nicht auf die Idee, Russlands Botschafter einzuladen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Lüttmann der Deutschen Presse-Agentur.
„Der Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie die vermuteten gegenwärtigen Verletzungen europäischen Luftraums schließen das für uns aus.“ Darüber hinaus sei die Ausstellungseröffnung eine Angelegenheit der BSW-Fraktion, die er nicht weiter kommentieren wolle. SPD und BSW sind seit Dezember vergangenen Jahres Koalitionspartner in Brandenburg. In außenpolitischen Fragen kommt es immer wieder zu Konflikten.
BSW verteidigt Einladung
Die BSW-Fraktion lud die Botschaftsvertreter mehrerer Staaten - darunter europäische Länder, Russland, die Ukraine und die USA - zur Eröffnung der Ausstellung „Krieg und Frieden“ am Dienstag mit Werken der Künstler Hans und Lea Grundig im Landtag ein. Der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, sagte nach BSW-Angaben ebenso zu wie Vertreter von Belarus und Ungarn. Zunächst hatten „Nordkurier“ und „Tagesspiegel“ berichtet.
BSW-Fraktionschef Lüders hält die Einladung für richtig. „Man muss ja mit den Kriegsparteien in Kontakt treten“, sagte Lüders der dpa. Sonst könne man sich nicht für Frieden einsetzen. „Jeder Kontakt ist doch in Zeiten dieser diplomatischen Kälte Gold wert.“ Die Einladung stößt jedoch auf Gegenwind.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann kritisierte in „Nordkurier“ und „Tagesspiegel“: „Wer den russischen Kriegstreibern eine Bühne bietet, hat mit Frieden nichts am Hut.“ Auch Grünen-Landeschef Clemens Rostock lehnt den Besuch ab: „Wer in Zeiten eines andauernden Angriffskrieges Vertreter des Aggressors zu offiziellen Veranstaltungen einlädt, verhöhnt die Opfer des Krieges und beschädigt das Ansehen des Brandenburger Landtags.“ Die Grünen sind derzeit nicht mehr im Landtag vertreten.
Landtagspräsidentin und Regierungschef kommen nicht
Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke wird der Ausstellungseröffnung fernbleiben. „Die Fraktionen entscheiden eigenständig über ihre Gäste“, teilte sie mit. „Die Einladung des Botschafters der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland, Sergej Netschajew, durch das BSW ist keine offizielle Einladung in oder durch den Landtag Brandenburg. Die tägliche Aggression Russlands gegenüber der Ukraine steht dem entgegen.“
Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und andere Vertreter der Landesregierung nehmen nicht an dem Termin teil, wie Regierungssprecherin Ines Filohn sagte.
Außenamt empfiehlt: Keine russischen Vertreter einladen
Netschajew hatte im April bei einem separaten Besuch in der Gedenkstätte Sachsenhausen zum 80. Jahrestag des Kriegsendes die gefallenen Soldaten der Roten Armee geehrt. Das sorgte für Aufsehen. Denn das Auswärtige Amt hatte Ländern, Kommunen und Gedenkstätten des Bundes mit Blick auf Gedenkveranstaltungen zum Endes des Zweiten Weltkriegs empfohlen, offizielle russische Vertreter nicht zuzulassen.
Die Künstler Hans Grundig (1901-1958) und Lea Grundig (1906-1977), die vor dem Zweiten Weltkrieg der Kommunistischen Partei angehörten, wurden von den Nationalsozialisten verfolgt. Im Rahmen der Eröffnung der Schau ist eine Gesprächsrunde mit der Autorin Daniela Dahn, der BSW-Landesvorsitzenden Friederike Benda, dem Autoren Torsten Harmsen und der Leihgeberin Maria Heiner geplant.
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