Berlin: Umweltschutz in den eigenen vier Wänden
Ab 2008 soll jedes Haus einen Energiepass bekommen. Gerade in Altbauten kann viel gespart werden
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Diese Zahlen sind beunruhigend: Mehr als drei Tonnen CO2 gelangen jedes Jahr in die Atmosphäre, um nur eine Wohnung zu heizen und mit warmem Wasser zu versorgen. Die rund zwei Millionen Berliner Wohnungen belasten die Luft Jahr für Jahr mit sechs Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases. Ganz zu vermeiden ist die Belastung der Umwelt durch das Wohnen nicht. Aber man kann sie senken.
Was nottut, ist bekannt: Dächer und Wände müssen gedämmt, Heizungen erneuert oder gewartet, das Heizverhalten verändert werden. Steigende Strom- und Wärmepreise haben die Bereitschaft zum Sparen erhöht. Die Einführung des Energieausweises für Wohnhäuser ab 2008 könnte die Sparlust weiter steigern: Experten hoffen, dass dann jeder, der ein Haus kauft oder mietet, seine Wahl auch vom Energieverbrauch abhängig macht.
„Bei kleineren Häusern wird der Ausweis über die energetische Qualität des Gebäudes Auskunft geben, bei Immobilien mit mehr als fünf Wohnungen dagegen nur über die bisher verbrauchte Energiemenge“, sagt Stephan Kohler, Chef der Deutschen Energieagentur (Dena). Die Dena entwickelte den Energiepass, aber Kohler sagt offen, dass das Ergebnis ein Kompromiss ist: Eigentlich hätte es nur einen Pass geben sollen, mit Hinweisen auf die energetische Qualität des Hauses. Auf Druck der Wohnungsverbände gibt es nun aber die zwei Varianten. Der „bedarfsabhängige Ausweis“ mit Angaben über die Bauqualität werde sich aber durchsetzen, glaubt Kohler – auch wenn das Gesetz etwa die Eigentümer der typischen Berliner Altbauten nur auf die abgespeckte Passvariante verpflichtet.
Der Architekt und Energieberater Franco Dubbers beklagt einen weiteren Mangel der geplanten Ausweise: Anders als ursprünglich vorgesehen werden sie für Gebäude „nicht die bewährten Energieklassen von A bis D“ einführen, die etwa bei Kühlschränken üblich sind. Nur eine wenig anschauliche, farbliche Skala wird künftig andeuten, ob ein Haus viel oder wenig Energie verbraucht.
Experten rechnen mit der Einführung der Energiepässe im Januar 2008. Dann muss jeder Hauseigentümer das Papier vorlegen, wenn er eine Immobilie verkauft oder vermietet. Dieter Blümmel, Sprecher von Haus und Grund, empfiehlt Hauseigentümern abzuwarten, bis das Gesetz in Kraft ist: „Viele wollen schon jetzt Geschäfte mit dem Ausstellen eines Energiepasses machen und verlangen Preise um die 1000 Euro“, so Blümmel. Die Dena nennt Kosten von 150 Euro, Energieberater Dubbers von 100 bis 500 Euro.
Kostenlos ist die Auswertung des Energiebedarfs eines Hauses über „CO2-Online“: Anhand der letzten Heizkostenabrechnungen erstellt die Gesellschaft ein „Heizgutachten“ und gibt Modernisierungstipps. Die vom Umweltministerium geförderten Gutachten wurden von mehreren tausenden Haushalten angefordert. „Jeder vierte Eigentümer, der auf energetische Mängel aufmerksam wurde, beseitigte diese daraufhin“, sagt Johannes Hengstenberg, Chef von CO2-Online.
Besonders bei Ein- und Zweifamilienhäusern ist das Sparpotenzial groß: „Der Ölverbrauch von Häusern, die vor 1980 gebaut wurden, kann um bis zu neun Liter pro Quadratmeter im Jahr gesenkt werden“, sagt er. Die dazu nötige Sanierung koste gut 35 000 Euro, Förderungen verringern den eigenen Aufwand.
Laut Energieberater Franco Dubbers senkt bei Ein- und Zweifamilienhäusern die Dämmung des Daches die Wärmekosten am deutlichsten. Für diese Arbeiten müsse man mit 25 Euro pro Quadratmeter rechnen. Hauseigentümer könnten diese Aufwendungen auf die Mieter umlegen. Ebenfalls empfehlenswert sei die Dämmung von Kellerdecke und Fassade.
Geld sei auch durch Wartung oder Erneuerung der Heizanlage zu sparen. Anlagen, die älter sind als 1978, dürfen ohnehin nicht mehr betrieben werden. Aber auch an jüngeren Anlagen lasse sich etwa durch Erneuerung der Umwälzpumpe, die das Wasser durch Haus pumpt, viel Strom sparen.
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