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Da waren sie noch Freunde: Der Rapper Bushido (l.) posiert 2010 mit Arafat Abou-Chaker bei der Premiere des Films „Zeiten ändern Dich“ in Berlin.

© picture alliance/dpa/Jens Kalaene

Update

Urteil im Berliner Bushido-Prozess: Freispruch für Ex-Manager und Clan-Boss Arafat Abou-Chaker

Dreieinhalb Jahre ging es vor Gericht um das Ende einer millionenschweren Allianz aus Showbusiness und Clan-Milieu. Dass der Rapper erpresst werden sollte, sahen die Richter nicht als erwiesen an.

| Update:

Bushido war nicht auf der Bühne des Gerichts, als sein Ex-Manager deutlich strahlte: Nach einem Prozess-Marathon über dreieinhalb Jahre hat das Berliner Landgericht am Montag auf Freispruch für Arafat Abou-Chaker von den Hauptvorwürfen entschieden. Lediglich eine Geldstrafe erging gegen den 47-Jährigen, der als Clan-Chef gilt. 90 Tagessätze zu je 900 Euro (81 000 Euro) soll er zahlen, weil er in 13 Fällen heimlich Gespräche aufgezeichnet hatte – juristisch eine Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes. 

Der Rapper war wichtigster Zeuge und Nebenkläger im Prozess um angebliche Straftaten wie versuchte Erpressung eines Millionenvermögens zu Lasten des Musikers. Am 114. Tag verkündete der Vorsitzende Richter Martin Mrosk: „Keine Glaubhaftigkeitskriterien stützen die Aussage zweifelsfrei, die Angeklagten waren freizusprechen.“ Es habe möglicherweise auch „überzogenen Darstellungen“ gegeben. Und Angaben der Ehefrau von Bushido seien teilweise widersprüchlich gewesen, auch eine „überbordende Belastungstendenz“ habe sich zum Teil gezeigt.

Der Hauptangeklagte Arafat Abou-Chaker (M) verlässt nach der Urteilsverkündung den Saal im Landgericht. Bushido war nicht erschienen. Er lebt inzwischen mit seiner Familie in Dubai.
Der Hauptangeklagte Arafat Abou-Chaker (M) verlässt nach der Urteilsverkündung den Saal im Landgericht. Bushido war nicht erschienen. Er lebt inzwischen mit seiner Familie in Dubai.

© dpa/Sebastian Gollnow

Es waren 62 Zeugen sowie mehrere Sachverständige gehört worden. Ein großer und teurer Aufwand. Es ging um Millionen und mutmaßliche Gewalt, um das Ende einer bedenklichen Allianz aus Showbusiness und Clan-Milieu. Noch einmal durch die Sicherheitsschleuse, dann gingen die Angeklagten ungewohnt angespannt zum Saal 500: Arafat Abou-Chaker und seine Brüder Nassar, Rommel und Yasser. Sie sind 47, 53, 46 und 42 Jahre alt. Zu den Vorwürfen habe sie geschwiegen.

114
Tage dauerte das Verfahren

Nachdem Bushido im Jahr 2017 die langjährigen Geschäftsbeziehungen zu Arafat Abou-Chaker – er agierte als Bushidos Manager im Musikgeschäft – aufgelöst hatte, soll es nach Angaben des Rappers angeblich zu Straftaten gekommen sein. Der Clan-Chef soll die Trennung laut Anklage nicht akzeptiert und ein Millionenvermögen verlangt haben. Der Musiker – mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi – sei am 18. Januar 2018 in einem Büro eingesperrt, mit einer halb vollen Wasserflasche aus Hartplastik und einem Stuhl attackiert worden. 

Im Prozess habe ein solches Geschehen nicht nachgewiesen werden können, so der Richter. Und Arafat Abou-Chaker könne nicht unterstellt werden, dass er davon ausging, keinen Zahlungsanspruch zu haben. Es habe einen schriftlichen Vertrag zwischen den Parteien gegeben, aus dem er einen Anspruch ableiten konnte.

Die Staatanwaltschaft hatte gegen den Clan-Chef eine Haftstrafe von vier Jahren drei Monaten und einer Woche beantragt – Straftaten zum Nachteil von Rapper Bushido wie versuchte räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung und schwere Untreue sah Oberstaatsanwältin Petra Leister als erwiesen an. Für die Mitangeklagten hatte sie Strafen von sieben Monaten auf Bewährung bis zwei Jahren Haft beantragt. Die Verteidiger hatten erklärt, Aussagen des Musikers und seiner Frau seien „nicht belastbar und zuverlässig“.

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Fünf Personenschützer schirmten Bushido bei seinen Auftritten im Kriminalgericht Moabit ab. Die Richter fragten intensiv. Und der Rapper gab Einblicke ins deutsche Rap-Business, in angebliche Geschäftspraktiken des Abou-Chaker-Clans, er sprach über „unfassbar viel Geld“.

Es war ein Pakt mit Arafat Abou-Chaker: „13 Jahre war ich mit Arafat unterwegs“, sagte Bushido als Zeuge im Prozess. Jahrelang habe er sich mit dem Clan-Chef als Geschäftspartner bewusst auf einen bestimmten Lebensstil eingelassen, so der 45-jährige Musiker. Abou-Chaker habe „die Kunstfigur Bushido als sein Eigentum betrachtet“. Von einer „Zwangsehe“ sprach Bushido. Prominente Künstler der Szene, die als Zeugen geladen wurden, bestätigten das nicht. Und eine Audiodatei, die den Prozess um knapp ein Jahr verzögerte, habe nichts zur Wahrheitsfindung beigetragen.

Die Richter entschieden auch, dass Arafat Abou-Chaker für Untersuchungshaft zwischen dem 15. und 31. Januar 2019 zu entschädigen sei. Die Freisprüche erfolgten auf Kosten der Landeskasse. Während die Verteidiger das Urteil lobten, zeigte sich die Oberstaatsanwältin „sehr, sehr enttäuscht“. Revision werde geprüft.

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