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Berlin: Verdächtiges Päckchen in Botschaft Ägypter in Aufregung

Experten prüfen Pulver

Die Schaulustigen, die am Dienstagmittag vor dem Absperrband standen, glaubten, dass hier wieder einmal Filmarbeiten für einen ActionThriller stattfinden: überall Polizei- und Feuerwehrautos und kein Durchkommen vor dem großen Bürogebäude am Kurfürstendamm 151.

Doch die Szenerie war echt. Zwei Mitarbeiter der Außenstelle der Ägyptischen Botschaft am Kurfürstendamm klagten über Beschwerden, nachdem sie ein Päckchen geöffnet hatten: Weißes Pulver war dabei ausgetreten. Zwei Mitarbeiter im Alter von 47 und 52 Jahren berichteten von Augen- und Atemwegsreizungen. Beide wurde in der Botschafts-Außenstelle ambulant behandelt. Nach ersten Analyseergebnissen der Polizei handelte es sich bei der weißen Substanz nicht um einen chemischen Kampfstoff, es war auch kein explosives Gemisch. Genaueres konnte die Polizei aber gestern Abend nicht sagen, das Pulver wurde noch von Spezialisten im Robert-Koch-Institut untersucht.

Bekannt ist allerdings der Absender des Päckchens. Es handelt sich dabei um eine Gruppierung, die schon öfter Faxe und Briefe an die Botschaft geschickt hat: Das Päckchen soll von Vertretern der christlichen Minderheit in Ägypten, den Kopten, abgesandt worden sein.

Der Notruf aus dem Pressebüro der Ägyptischen Botschaft war um 12.44 Uhr bei der Feuerwehr eingegangen. Erst kümmerten sich Rettungskräfte der Johanniter-Unfall-Hilfe um die Männer, zudem wurden mehrere Notarzt- und Feuerwehrwagen alarmiert. Später hieß es, es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um psychosomatische Beschwerden infolge von Angst vor Milzbranderregern gehandelt haben könne.

Die Polizei sperrte den Bereich vor dem Eingang ab. Wenig später trafen der polizeiliche Staatsschutz und die Spezialisten der Polizeitechnische Untersuchung (PTU) ein. „Wir mussten alle das Gebäude verlassen“, sagt eine Arzthelferin aus der orthopädischen Praxisgemeinschaft, die sich – ebenso wie die Botschaft des Sudan – in dem großen Bürogebäudekomplex befindet. Die Presseabteilung befindet sich über der Arztpraxis am Ku’damm. Sie ist von der Ägyptischen Botschaft in der Stauffenbergstraße in Tiergarten ausgelagert.

Die Polizei forderte das „mobile Massenspektrometer“, ein Analysefahrzeug der Polizei, an. In dem militärgrün-farbenen Mercedes-Sprinter befinden sich Spezialgeräte, mit denen in kürzester Zeit organische und chemische Stoffe untersucht werden können. Damit Passanten durch den möglicherweise giftigen Stoff nicht gefährdet werden, wurde das Fahrzeug auf den Hinterhof abgestellt. Die Berliner Polizei ist bundesweit die einzige, die über ein solch hochmodernes Spezialfahrzeug verfügt.

Noch am Nachmittag hatte der Stellvertreter des Ägyptischen Botschafters, Khaled Nazmy, gesagt: „Wir müssen die Ruhe bewahren.“ Tanja Buntrock

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