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Offene Türen. Offenbar war es nicht allzu schwer, dass Führungskräften im kommunalen Klinikkonzern Vivantes überhöhte Gehälter gezahlt wurden.

© Kitty Kleist-Heinrich

Vertraulicher Bericht wurde öffentlich: Schwere Vorwürfe gegen Vivantes

Es geht um zu hohe Gehälter für Führungskräfte und üppige Bonuszahlungen: In einem Bericht kritisiert der Landesrechnungshof den Klinikkonzern scharf.

Von Sandra Dassler

Während die meisten Beschäftigten beim drittgrößten Arbeitgeber der Hauptstadt, dem landeseigenen Krankenhauskonzern Vivantes, unter einem vom Senat gewollten Sparkurs leiden, wurden Führungkräfte in den vergangenen Jahren offenbar unverhältnismäßig fürstlich belohnt. Das geht angeblich aus einem Bericht des Berliner Landesrechnungshofs hervor, der jetzt öffentlich wurde.

Der „Berliner Morgenpost“ zufolge sollen Führungskräften vom Jahr 2011 an überhöhte Gehälter gezahlt und Prämien auf undurchsichtiger Basis erteilt worden sein. So habe eine Personalberatung die Tätigkeit von zwei leitenden Mitarbeitern mit Jahresgehältern von 62 000 Euro bewertet, erhalten hätten diese aber 80 000 beziehungsweise 75 000 Euro.

350 000 Euro ohne Gegenleistung

Auch bei Abfindungen für Manager habe sich der Krankenhauskonzern ausgesprochen großzügig gezeigt. In einem Fall sei ein Mitarbeiter bis zum Erreichen des Rentenalters zwei Jahre freigestellt worden, habe aber für die gesamte Zeit Sonderzahlungen und einen Dienstwagen erhalten. Insgesamt seien 350 000 Euro ohne Gegenleistung geflossen.

Führungskräfte sollen ohne erkennbaren Grund außertariflich eingestuft und deshalb höher besoldet worden sein. Auch Beschäftigte wie Pflegedienst- und Stationsleiter hätten Zulagen erhalten, bei denen eine Systematik nicht erkennbar gewesen sei.

Außerdem sollen mit Führungskräften sogenannte Zielvereinbarungen abgeschlossen worden sein, deren Erreichen dann mit Prämien belohnt wurde. Bei den Zielen habe es sich aber laut Rechnungshofbericht um Dinge gehandelt, die zu den „originären Aufgaben von Führungskräften“ zählen, etwa die Teilnahme an Teamgesprächen. „Das ist ja so, als ob man einem Angestellten eine Sonderprämie zahlt, weil er zur Arbeit kommt“, sagt ein Arzt, der bis vor kurzem bei Vivantes beschäftigt war, seinen Namen aber nicht genannt wissen möchte. In den vergangenen Jahren sei in den Einrichtungen viel über solche Boni für leitende Mitarbeiter gemunkelt worden, er selbst habe aber davon nichts bemerkt. Überrascht habe ihn der Bericht deshalb nicht, sondern lediglich der Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Vorwürfe.

Vorwürfe wurden schon vor einem Jahr erhoben

Tatsächlich waren diese bereits vor knapp einem Jahr im vertraulichen Teil des Landesrechnungshofberichts benannt worden. Grundlage dafür seien mehrere Prüfungen der Personalausgaben für „Führungskräfte unterhalb der Geschäftsführung, für Ärztinnen und Ärzte und für das Pflegepersonal“ durch den Rechnungshof, hieß es.

Wie die vertraulichen Informationen an die Öffentlichkeit gelangten, ist unklar. Beim Landesrechnungshof war am Sonnabend niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Die Sprecherin des Berliner Krankenhauskonzerns, Mischa Moriceau, sagte dem Tagesspiegel, Vivantes zahle in allen Unternehmensbereichen wettbewerbsfähige Löhne und Gehälter: „Soweit der Landesrechnungshof in zurückliegenden Jahren Prüfungsfeststellungen vorgenommen hat, wurden diese von Vivantes bearbeitet.“

Zu Details will sich derzeit niemand äußern. Bei Vivantes sind knapp 16 000 Mitarbeiter beschäftigt, Geschäftsführerin ist seit 2014 Andrea Grebe, ihr Vorgänger war Joachim Bovelet. In dem von Vera Gäde-Butzlaff geführten Aufsichtsrat von Vivantes sitzen auch Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen und Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (beide SPD).

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