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Berlin: VETTERN WIRTSCHAFT
Wir einigen uns darauf, dass wir das possierlich finden. Nicht bösartig oder berechnend.
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Wir einigen uns darauf, dass wir das possierlich finden. Nicht bösartig oder berechnend. Hallo, das Mädchen ist 19! Wie soll Susanne Graf, Berliner Piratenabgeordnete, da wissen, dass man aus Steuergeldern finanzierte Stellen nicht unausgeschrieben an den eigenen Lebenspartner vergibt – auch wenn es „juristisch voll in Ordnung“ geht? Heute wollen wir lieber Grafs Begründung preisen. Sie habe nunmal kurzfristig jemanden gebraucht, dem „ich so gut wie bedingungslos vertraue“ und der „spontan die Arbeitszeiten wahrnehmen kann, die ich vorgebe“. Das spricht für ein harmonisches Beziehungsleben. Und regt die Fantasie für weitere Stellenvergaben an Personen des persönlichen Umfelds an:
Vetter
Er hat dem ganzen Verfahren den Namen gegeben: Der Vetter ist als Mitglied der erweiterten Kernfamilie von Kindheit an vertraut. Zusammenarbeit wurde früh beim gemeinsamen Organisieren von Weinresten auf Familienfeiern geübt. Kurzum: ein Mitarbeiter, mit dem man Pferde stehlen kann.
Cousine
Weiblicher Widerpart des Vetters. Unschätzbarer Vorteil der Cousine gegenüber Ersterem, zumindest in Milieus mit konservativen Rollenbildern: stiehlt die Pferde nicht nur, sondern striegelt sie hinterher auch mit Feuereifer.
Schulfreundin
„Freundinnen müsste man sein, dann könnte man über alles reden ...“, wusste bereits Funny van Dannen. In Zeiten, da Kommunikation in der Politik immer wichtiger wird, eine ideale Mitarbeiterin.
Vertrauenslehrer
Gerade für junge Abgeordnete, die frisch von der Schulbank kommen, eine wichtige Bezugsperson. Vorteil: befindet sich bereits im Staatsdienst.
Nachbars Lumpi
Auch ein Hund, der etwa zum Schutz der klüngelnden Nachwuchspolitiker vor wütenden Mitgliedern des Bunds deutscher Steuerzahler eingesetzt werden könnte, sollte nicht einfach anonym von der Straße oder aus einem Polizeizwinger gecastet werden. Ein vertrauter Freund aus Kindertagen passt perfekt zum jungen Abgeordneten mit Nestwärmebedürfnis.
Mama
Last but nicht im Ansatz least: die ideale Besetzung für fast alles! Wenn es darum geht, eine persönliche Referentin mit dem Willen zur Selbstaufgabe zu finden, kommt an Mama niemand vorbei.
Bedingungslos loyal, kongenial und
genetisch zumindest halbidentisch –
so ist nur Mama. Da können alle Mitbewerber einpacken.
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