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Taxen in Berlin.

© Mike Wolff

Zu viel Konkurrenz: Viele Taxifahrer wirtschaften schwarz in die eigene Tasche

Um von ihrem Lohn leben zu können, fahren viele Taxi-Besitzer Zusatzschichten - und zahlen keine Abgaben. Experten schätzen, dass der Stadt dadurch im Jahr Steuergelder in Höhe von rund 50 Millionen Euro entgehen.

Von Fatina Keilani

Der junge Mann winkte das Taxi heran, nach dem Ende der Fahrt ließ er sich eine Quittung geben. Dann merkte er, dass er seine Handschuhe im Taxi vergessen hatte. Am nächsten Tag rief er die Zentrale an. Er nannte die Konzessionsnummer des Wagens – und bekam zu hören: Der Fahrer habe zur fraglichen Zeit gar nicht gearbeitet, den Wagen habe auch kein anderer gelenkt. Verwundert blickte er auf die Quittung, die vom Fahrer ausgestellt wurde, der offenbar schwarz arbeitete. Kein Einzelfall, wenn man Experten glauben darf. Viele Taxifahrer arbeiten schwarz und wirtschaften in die eigene Tasche; Beiträge zahlen sie nicht.

Taxifahrer und Verbände bestätigen das. Den Kollegen bleibe nichts anderes übrig, da es zu viele Taxen gebe, sagt ein Fahrer. Das bedeute zu wenig Umsatz pro Wagen, überlange Arbeitszeiten, übermüdete Fahrer. Derzeit fahren in Berlin mehr als 7000 Taxen – rund 400 mehr als vor zehn Jahren. Früher gab es eine festgelegte Höchstgrenze an Taxikonzessionen. Sie wurde abgeschafft, weil Taxiunternehmer mit Erfolg dagegen klagten.

Der Betrug richtet Millionenschäden an – allein Berlin gehen so jährlich rund 50 Millionen Euro verloren, schätzt die Abgeordnete Claudia Hämmerling von den Grünen. „Die betrügen, verdienen richtig gut, weil sie keine Abgaben haben“, sagt sie. „Aber die Ehrlichen stehen mit dem Rücken zur Wand. Und zahlen noch für die Unehrlichen mit.“ Detlev Freutel vom Taxiverband schätzt den Schaden noch höher ein. Er und Hämmerling haben anhand der Beiträge, die an die Berufsgenossenschaft Verkehr gezahlt werden, die Dimension des Betrugs aufgedeckt. Für manche Wagen werden pro Jahr nur 150 Euro Unfallversicherungsbeitrag gezahlt.

Zurückgerechnet käme ein Fahrer so auf ein Monatsgehalt von 480 Euro – zu wenig zum Leben. Oft wird entweder am Taxameter manipuliert, oder es werden falsche Lohnabrechnungen eingereicht. Laut Taxiverband verdient ein Fahrer zwischen 1600 und 1800 Euro im Monat.

Das Problem ist bekannt, aber getan wurde nichts. „Betrogen wird, solange ich denken kann“, sagt Matthias Bornschein von der Berliner Taxi-Vereinigung. Von verstärkten Kontrollen verspricht er sich wenig. „Über Fiskaltaxameter kann man das System dicht kriegen“, sagt Bornschein. Hamburg experimentiere damit. Die Daten aus dem Taxameter würden gleich weitergemeldet, was Manipulation ausschließe. „Viele wollen zurück zur Steuerehrlichkeit“, sagt Bornschein. Die Verkehrsverwaltung will jetzt Gespräche führen, um mehr Zuverlässigkeit im Gewerbe zu erreichen.

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