Wem gehört die Straße? „Mir“, sagt der Autofahrer und schimpft über Radfahrer, die sich durch Staus schlängeln, rote Ampeln ignorieren oder die falsche Straßenseite benutzen. „Mir“, sagt der Radfahrer und schimpft über Autofahrer, die falsch parken, die Luft verschmutzen und überhaupt aus seiner Sicht, wahnsinnig egoistisch sind.
Ein Radfahrer ärgerte sich besonders: Heinrich Strößenreuther, Mitiniator des Fahrrad-Volksentscheids und stadtbekannter Rad-Aktivist, entwickelte die App „Wegeheld“ mit der jeder Falschparker beim Ordnungsamt melden kann. Foto vom deplatzierten Auto machen, ein paar Klicks, Anzeige ist raus.
„Niemand petzt gerne“
Gleich zum Start wurde die von Berlin ausgegangene Aktion unter dem Motto "Straßensheriff" berühmt. Nun ist die App bereits vier Jahre online, die Bilanz: 100.000 Downloads, bundesweit gebe es täglich 100 bis 200 Anzeigen. „Niemand petzt gerne“, sagt Strößenreuther, „aber das hier ist Notwehr. Das Ordnungsamt kommt nicht nach, Falschparker sind eine Gefahr für andere.“
In Berlin seien ganze Straßenzüge ein „Eldorado für Falschparker“, deswegen gibt es in der App jetzt die Möglichkeit auf „behördlich tolerierte Falschparker-Hotspots“ mit besonderer Dringlichkeit hinzuweisen. Trotzdem wird der Online-Pranger in Berlin mäßig genutzt.
"Es hat noch nie ein Radfahrer einen Autofahrer tot gefahren"
„Die Leute haben gemerkt, dass die Anzeige kaum Konsequenzen hatte“, so Strößenreuther. Jetzt sei das anders, der Senat reagiere auf die Bürgeranzeigen und verhänge Bußgelder. Sein Ziel sei es aber nicht, die Menschen zu Denunzianten zu erziehen, sondern die Politik auf das Problem hinzuweisen. „Wenn ein Knöllchen endlich eine Knolle ist und Falschparken 100 Euro kostet, nehme ich die App vom Markt.“
Radfahrer gegen Autofahrer Der mühsame Weg zum Frieden

Trotz allem weiß auch Heinrich Strößenreuther, dass die Mehrheit der Autofahrer völlig korrekt parke und auch Fahrradfahrer Verkehrsregeln nicht immer als Regel verstehen: „Aber es hat noch nie ein Radfahrer einen Autofahrer tot gefahren“, sagt er. „Andersherum leider schon.“
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