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Berlin: Vivantes-Chef will Altenheime sanieren

Geld vom Land gibt es nicht, sagt der Finanzsenator. Konzern muss selbst zahlen

Noch bleibt unklar, ob der Wechsel an der Spitze des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes auch einen Richtungswechsel bei der Unternehmensentwicklung bedeutet. Als der neue Chef, Joachim Bovelet, gestern erstmals vor die Presse trat, meinte er vorsichtig, es sei zu früh für konkrete Zielvorstellungen – um dann doch etwas konkreter zu werden. Denn überraschend kündigte der 50-jährige Jurist an, sein Hauptaugenmerk gelte den zwölf Altenheimen von Vivantes, die im sogenannten Forum für Senioren vereint sind. Tatsächlich führten die Heime, in denen rund 1700 Senioren betreut werden, bisher ein Dasein im Schatten der neun zum Konzern gehörenden Kliniken mit fast 13 000 Mitarbeitern, die rund 30 Prozent der Krankenhauspatienten in Berlin versorgen.

Die neue Gewichtung hat auch die Mitarbeitervertretung von Vivantes befördert, die schnell einen guten Draht zum neuen Chef aufbaute, der am 1. März den bisherigen Chef Holger Strehlau-Schwoll ablöst. Dieser hatte nach nur einem Jahr aus persönlichen Gründen seinen Abschied genommen. „Es geht beim Forum für Senioren um die Qualität der Pflege und um die Erhaltung von 600 Arbeitsplätzen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Moritz Naujack. Nicht nur deshalb sind die Erwartungen der Mitarbeiter an Bovelet eher positiv. Als ehemaliger Geschäftsführer der privaten Paracelsus-Kliniken habe er Erfahrung mit einer Gruppe, in der unterschiedliche Häuser vereint sind – so wie bei Vivantes.

Und diese Kliniken brauchen dringend Investitionen. Den gesamten Sanierungsbedarf schätzt Bovelet auf mehrere hundert Millionen Euro. Eine riesige Summe, vor allem vor dem Hintergrund der in den letzten drei Jahren erwirtschafteten Gewinne von je um die fünf Millionen Euro. Eines der dringendsten Projekte ist – nach mehreren Anläufen immer noch – das Klinikum Hellersdorf. Ein Ersatzbau für die maroden Lazarett-Gebäude aus dem Zweiten Weltkrieg würde mindestens 20 Millionen Euro kosten, heißt es aus dem Konzern. Auch im Reinickendorfer Humboldt-Krankenhaus muss gebaut werden. Die dortige Psychiatrie braucht einen Anbau, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden.

Die Sanierung müsse aus den Gewinnen des Konzerns bezahlt werden, sagte gestern Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). Denn der Landeshaushalt gebe dafür nichts her. Dafür dürfe der Konzern in nächster Zeit seine Gewinne behalten. Insgesamt sei Vivantes wirtschaftlich auf einem guten Kurs. I.B.

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