zum Hauptinhalt
Ein Schild weist auf das Amtsgericht Tiergarten an der Fassade vom Kriminalgericht Moabit in der Turmstraße hin.

© dpa/Jens Kalaene

„Völlig unverantwortlich“: Autofahrerin ignorierte eine Absperrung und gefährdete Feuerwehrleute in Berlin

Eine Taxifahrerin drängelte sich durch eine Einsatzstelle der Berliner Feuerwehr. Am Dienstag musste sich die 55-Jährige deswegen vor Gericht verantworten.

Stand:

Sie sah das Blaulicht, doch die Autofahrerin fuhr weiter. Die 55-Jährige ignorierte eine Absperrung und drängelte sich durch die Einsatzstelle. Feuerwehrleute waren auf der Straße. „Ich hörte einen aufheulenden Motor, ein Fahrzeug bretterte mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbei“, schilderte am Dienstag ein Feuerwehrmann vor dem Amtsgericht Tiergarten. Die Angeklagte bat um Entschuldigung.

Gewalt und Hass gegen Rettungskräfte sind in Berlin ein Problem. Die Anklage gegen Leyla H. (Name geändert) lautete auf gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr, tätlichen Angriff auf Personen, die Vollstreckungsbeamten gleichstehen, sowie Nötigung und vorsätzliche Körperverletzung. Ihre Fahrerlaubnis musste sie bereits kurz nach der Fahrt abgeben.

Die Frau will jedoch nicht in böser Absicht gehandelt haben. „Ich war in Sorge um meine Tochter, hatte einen Tunnelblick“, sagte die Taxifahrerin. Sie habe die Absperrung und Feuerwehrleute nicht wahrgenommen. „Ich wollte den Einsatz nicht behindern.“

Die Taxifahrerin war am 19. Februar 2024 wie so oft nachts unterwegs. Gegen 22 Uhr wollte sie eine Pause machen und Medikamente für ihre erkrankte Tochter holen – die 29-Jährige lag mit Fieber im Bett. Doch dann eine Handy-Mitteilung: „Mama, es brennt im Haus, ich erreiche die Feuerwehr nicht.“

Ich machte einen Schritt zur Seite, sie hätte mich sonst mit dem rechten Spiegel erwischt.

43-jähriger Feuerwehrmann

Der Verteidiger sagte, die Frau habe vor 20 Jahren eine 13-jährige Tochter verloren – „in dem Moment kam alles hoch“. Eine Durchfahrt sei trotz der Sperrung der Adolfstraße in Wedding noch möglich gewesen. Warum sie in den Einsatz fuhr, könne seine Mandantin nicht mehr nachvollziehen: „Es war völlig verantwortungslos und absoluter Wahnsinn.“ Es hätte zu erheblichen Verletzungen kommen können.

„Achtung!“, wurde ein 43-jähriger Feuerwehrmann von einem Kollegen gewarnt. „Ich machte einen Schritt zur Seite, sie hätte mich sonst mit dem rechten Spiegel erwischt“, schilderte der 43-Jährige im Prozess. Ein 38-Jähriger berichtete: „Das Auto kam abrupt vor mir zum Stehen, ich war sehr erschrocken.“ Er habe das Fahrzeug zuvor nicht wahrgenommen. In einer Nachbarwohnung von Leyla H. brannte wohl Wäsche im Badezimmer.

Das Taxi hatte den 38-Jährigen zwar berührt, „doch einen Schmerz spürte ich nicht“, sagte er. Für ihn sei der Vorfall in dem Moment auch nebensächlich gewesen – „ich war auf den Einsatz fixiert“. Leyla H. versicherte, es tue ihr sehr leid. „Ich nehme die Entschuldigung an, ich habe gesehen, wie gestresst Sie waren“, sagte der 38-Jährige. Die Vorwürfe seien „erheblich zusammengeschrumpft“, stand für Richter, Staatsanwalt und Verteidiger fest. Keine Körperverletzung und kein tätlicher Angriff auf Feuerwehrleute sei festgestellt worden.

Leyla H. habe sich falsch verhalten und überreagiert, so der Vorsitzende Richter Henrik Zapfe. „Aber sie ist nicht zu vergleichen mit jenen, die aus Spaß zu schnell fahren.“ Sie wisse die Arbeit der Feuerwehr zu schätzen. Gegen eine Geldauflage von 1000 Euro an die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Landesverband Berlin stellte das Gericht das Verfahren ein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })