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Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin (Archivbild)

© dpa/Michael Kappeler

„Decolonizing Christmas“ mit Förderung vom Senat: Kai Wegner fordert Aufklärung – Berliner Kultursenatorin verteidigt Veranstaltung

„Decolonizing Christmas“ ist der provokante Titel einer Berliner Veranstaltung. Nach einer kritischen Berichterstattung schaltet sich Kai Wegner ein. Dafür erntet er wiederum Kritik – auch von den Grünen.

Stand:

Infolge einer Debatte um eine Veranstaltung mit dem Titel „Decolonizing Christmas“, die vom Berliner Forum der Religionen veranstaltet wurde, hat sich der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) eingeschaltet. Auf X forderte er „Aufklärung durch die zuständige Senatsverwaltung“.

Gemeint ist die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt unter Führung von Sarah Wedl-Wilson (parteilos), die die Führung in der Friedenskirche Charlottenburg mit finanziellen Mitteln gefördert hat.

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Vorausgegangen war eine kritische Berichterstattung der „Welt“ sowie von „Welt TV“. In einem Artikel kam Seyran Ates, Gründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin und ehemalige Anwältin, zu Wort. Sie halte das Angebot und einen Zusammenhang von Weihnachtsgeschichte und Kolonialisierung für „wirklich mehr als absurd“.

Ates sei „wirklich sehr erschrocken darüber, dass die Friedenskirche da mitwirkt“. Sie wisse nicht, was es für einen Hintergrund habe, dass im christlichen Kontext an eigenen Traditionen derart Kritik geübt werde, die ihrer Ansicht nach doch Frieden und Liebe vermittelten. „Sie wollen Weihnachten abschaffen. Ich bin sprachlos“, übertitelte die Zeitung den Artikel mit Seyran Ates.

In einer Stellungnahme des Berliner Forums der Religionen heißt es, die Berichterstattung der „Welt“ sei verzerrend und verkürzt. Der zitierte Satz, Weihnachten solle „abgeschafft“ werden, sei in der Veranstaltung niemals gefallen. Der gewählte Titel der Veranstaltung sei rückblickend vielleicht zu provokant formuliert gewesen.

Ziel der Veranstaltung sei es gewesen, „aus unterschiedlichen theologischen Perspektiven die Geburtsgeschichte Jesu zu betrachten, wobei Maria/Maryam im Zentrum steht“. In einer Ankündigung der Führung heißt es: „Weihnachten – ein Fest der Liebe. Aber was, wenn die Geschichte, die wir jedes Jahr feiern, auch Geschichten von Macht, Kolonialismus und Diskriminierung erzählt? Gemeinsam mit muslimischen und christlichen Stimmen wollen wir in einem Rundgang den interaktiven Weihnachtsgarten entdecken.“

Nachfolgeveranstaltung abgesagt

Eine Nachfolgeveranstaltung, die für den 15. Dezember geplant war, wurde am Mittwoch vom Forum der Religionen abgesagt. Grund seien E-Mails mit „diffamierendem und aggressivem Wortlaut“ sowie Bedrohungen der muslimischen Referierenden infolge der „Welt“-Berichterstattung. Die Sicherheit der muslimischen Referierenden könne nicht mehr gewährleistet werden.

Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson schreibt auf Instagram, die Debatte um eine Veranstaltung mit dem irritierenden und missverständlichen Titel „Decolonize Christmas“ habe zu Aufregung und Verletzungen von Menschen geführt, die so nicht hingenommen werden könnten.

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Wedl-Wilson verteidigt die Förderung der Veranstaltung mit den Worten: „Der Vorwurf, Weihnachten abschaffen zu wollen, geht völlig an den Inhalten der Veranstaltung vorbei.“ Gleichzeitig distanziert sich die Senatorin „als gläubige Christin von derartigen Schlagworten und missverständlichen Titeln von Veranstaltungen klar und deutlich“.

Auch Philmon Ghirmai, Landesvorsitzender der Berliner Grünen, kritisiert „verzerrende Darstellungen“ der Veranstaltung. In einer Mitteilung, die dem Tagesspiegel vorliegt, beschreibt er einen „Sturm aus Hass und Hetze“, der die Sicherheit der Beteiligten gefährde.

Insbesondere Kai Wegners Verhalten beanstandet Ghirmai: „Ein Regierender Bürgermeister sollte die Stadt zusammenführen und nicht spalten. Es wäre die Aufgabe von Kai Wegner, sich vor sie und die Kirchengemeinde zu stellen. Er fordert den Entzug öffentlicher Fördermittel für Menschen, die sich für den interreligiösen Dialog in unserer Stadt einsetzen“. Wer aus Wegners Sicht das Falsche kritisiere, dem streiche er das Geld. Der Regierende missbrauche das Weihnachtsfest für einen Kulturkampf, teilt Ghirmai mit.

Wie die „Welt“ berichtet, sei „Decolonizing Christmas“ mit „sehr schmalen Restmitteln“ aus einem Budget von ursprünglich 80.000 Euro für den Verein „Freunde und Freundinnen des Berliner Forums der Religionen e. V.“ umgesetzt worden.

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