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Berlin: Von sechs auf drei Startbahnen: Auf Berlins Flughäfen wird es eng

Autobahn-Arbeiten in Schönefeld, Schließung in Tempelhof – und Tegel ist ausgelastet

Der Flughafen Schönefeld, der zum internationalen Drehkreuz ausgebaut werden soll, wird vorher erst mal kräftig abgespeckt. Von 2006 an wird es dort nur noch eine Start- und Landebahn geben. Die nördliche Anlage muss der neuen Autobahn weichen. Bis die für den Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) geplante neue Startbahn weiter südlich gebaut ist, wäre Schönefeld also für drei bis vier Jahre einer der wenigen großen Verkehrsflughäfen weltweit mit nur einer Start- und Landebahn. Unabhängig davon will die Flughafengesellschaft 2004 Tempelhof schließen und den Verkehr von dort nach Schönefeld verlagern. Berlin hätte dann statt sechs nur drei Rollbahnen zu bieten.

Bedenken, dass es mit nur einer Start-und Landebahn Probleme im Schönefelder Flugbetrieb geben könnte, hat die Flughafengesellschaft nicht. Auch in London-Gatwick gebe es nur eine Startbahn. Und Düsseldorf habe für etwa 15 Millionen Passagiere im Jahr ebenfalls nur eine Bahn. Dort sieht die Situation allerdings anders aus. Es sind zwei Start- und Landebahnen vorhanden. Bei der Genehmigung war allerdings die Vorgabe, dass im Alltag nur eine Bahn genutzt werden darf. Die zweite steht zur Verfügung, wenn die andere ausfällt – etwa bei Bauarbeiten oder bei einem Unfall. Diese Möglichkeit fehlt in Schönefeld, hier ginge dann gar nichts mehr. Alle Flugzeuge müssten umgeleitet werden. Der überlastete Flughafen Tegel wäre damit überfordert – und Tempelhof zu.

Die nördliche Startbahn in Schönefeld muss aufgegeben werden, weil die Teltowkanal-Autobahn den Flughafen 2005/2006 erreicht. Ursprünglich sollte der neue Flughafen dann bereits in Betrieb sein. Wegen der jahrelangen Verspätung war noch erwogen worden, unter der Startbahn einen Autobahntunnel zu bauen. Doch die Kosten wollte niemand aufbringen. Auch Umleitungsstrecken waren ausgeguckt. Sogar die Idee, auf der Autobahn Ampeln zu installieren, die beim Start oder bei der Landung eines Flugzeuges den Autoverkehr stoppen sollten, wurde diskutiert. Nun haben die Planer sich für den vorübergehenden Betrieb mit nur einer Start- und Landebahn entschieden – falls der Bau der neuen Bahn genehmigt wird. Auch Martin Gaebges von der Dachorganisation Barig der Fluggesellschaften hält einen Betrieb mit nur einer Bahn für möglich. Bei einem Flughafen wie Schönefeld, der langsam wachse, sei dies akzeptabel. Gaebges hat aber Bedenken, den Flughafen Tempelhof vorzeitig zu schließen.

Die Flughafengesellschaft habe gar keine andere Wahl, sagte ihr Chef Dieter Johannsen-Roth. Sonst sei der Finanzierungsplan für den Ausbau Schönefelds gefährdet. Tempelhof reiße ein Loch von jährlich 12 bis 14 Millionen Euro in die Kasse der Flughafengesellschaft – Tendenz steigend. Davon entfielen 60 Prozent auf den Flugbetrieb und nur 40 Prozent auf den Immobilienbereich. Auch bei einem Umzug der Fluggesellschaft dba von Tegel nach Tempelhof werde der Flughafen im Minus bleiben. Für das Angebot von dba-Chef Hans Rudolf Wöhrl, den Betrieb in Tempelhof in eigener Regie zu übernehmen, sei der Senat zuständig.

Fluggesellschaften, die Tempelhof verlassen müssten, könnten nur nach Schönefeld, sagt Johannsen-Roth. Die Kapazitätsgrenze in Tegel sei in Spitzenzeiten schon jetzt „dramatisch überreizt“. Nach Schönefeld will man die Gesellschaften vor allem mit einem Entgegenkommen bei den Gebührensätzen locken, die nach Johannsen-Roths Angaben zusammen mit den Fluggesellschaften festgesetzt werden sollen. Dafür würden die alten Anlagen „investitionsschonend“ für das Abfertigen von sechs Millionen Passagieren ausgebaut. Derzeit sind es etwa zwei Millionen – bei einer Kapazität von 4,5 Millionen.

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