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Von Tag zu Tag: Cool bleiben

Sidney Gennies hofft, dass Menschen im Bad sich bald weniger hauen

Neulich, an einem schönen Samstagnachmittag in der Umkleide des Columbiabads in Neukölln: „Ey, lass Sachen in Schrank!“, befiehlt ein etwa Zwölfjähriger. „Was Sachen? Dein Vater?“ erkundigt sich sein Kumpel. „Dein Vater, Bastard!“, gibt der erste zu bedenken und schubst seinen Freund beherzt gegen die Schließfächer.

Nein, das ist kein Fall für einen der 25 freiwilligen Streitschlichter, die die Bäderbetriebe seit dem Wochenende im Einsatz haben. Das ist das Columbiabad. Das macht man hier so. Trotzdem ist es gut, dass Konfliktlotsen vermitteln wollen, auch wenn sie am Sonnabend noch nicht zu sehen waren. Keine leichte Aufgabe in einer Parallelwelt, in der es keine Verben gibt, die richtigen Worte zu finden. An Arbeit wird es nicht mangeln. Der blecherne Handysound gering talentierter Rapper und der vulgäre Soziolekt des krakeelenden Bildungsprekariats lassen selbst gutgelaunte Badegäste in eine aggressive Grundstimmung verfallen. Die Streitschlichter werden vor allem übersetzen müssen, damit sich bei den gereizten Badegästen nicht, wie so oft im letzten Sommer, die Erkenntnis einstellt, dass es keine Lösung ist, nur zu reden.

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