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Bettlägerige Frau in Berlin attackiert: War ihr Pfleger am Raubüberfall auf eine 81-Jährige beteiligt?
Zwei Männer überfielen eine 81-Jährige Seniorin in einem Pflegeheim in Friedrichshain. Nun steht ein 45-jähriger Krankenpfleger vor Gericht.
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Die Seniorin hatte gerade den Fernseher ausgeschaltet, als plötzlich zwei Männer an ihrem Bett auftauchten. „Beide sind mit großer Brutalität vorgegangen“, schilderte die damals 81 Jahre alte und bettlägerige Frau nach der Tat. „Ich hatte Todesangst.“ Einer der Täter kam ihr bekannt vor. Sie vermutete: Ein Mann, der als ein Mitarbeiter eines Pflegedienstes nur Tage zuvor bei ihr gewesen sei. Der Überfall beschäftigt seit Donnerstag erneut das Landgericht.
Ein Krankenpfleger sitzt auf der Anklagebank. Der 45-Jährige soll in der Nacht zum 15. März 2018 mit einem Komplizen in die Wohnung von Evelyn F. eingedrungen sein. „Sie schlugen sie mit einer Plastikflasche und drücken ihr schmerzhaft Finger in die Augenhöhlen“, heißt es in der Anklage. Dann fesselten und knebelten sie die Frau, durchsuchten Schränke und Schubladen. Sie erbeuteten Schmuck im Wert von rund 15 000 Euro sowie 400 Euro Bargeld.
Die Seniorin war damals seit etwa drei Monaten ein Pflegefall. Sie war fast blind und konnte nicht gehen. Fünf verschiedene Pflegekräfte seien täglich zu ihr gekommen, sagte sie in einer Vernehmung nach dem Überfall. Für sie sei auch ein Hausnotruf eingerichtet worden. „Der mir nicht bekannte Mann fesselte mich mit Klebeband, ich kam zuerst nicht an den Nothilfeknopf.“
Die Aussage verlas nun der Vorsitzende Richter. Denn die Frau ist knapp zwei Jahre nach dem Überfall verstorben. Im August 2020 begann schließlich der erste Prozess um den brutalen Überfall. Auf der Anklagebank saßen Aleksandar R. und seine damalige Partnerin. Der 29-jährige Serbe gestand, entlastete seine Frau und benannte den nun angeklagten Krankenpfleger als mutmaßlichen Tipp-Geber und Helfer. R. wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt.
"Sie hatte Gold und Geld"
Während der Krankenpfleger die Vorwürfe schweigend hörte, legte der rechtskräftig bestrafte Räuber als Zeuge los. Er habe im ersten Prozess gelogen, er wollte nun die Wahrheit sagen. „Meine Frau, er und ich waren die Täter“, so der 29-Jährige. „Er hat als Pflegekraft bei der alten Dame gearbeitet.“ Sein damaliger Freund habe gesagt: „Sie hat Gold und Geld.“ Der Pfleger habe ihm dann den Schlüssel zur Wohnung der Frau gegeben. „Er war aber nicht mit in der Wohnung“, so der verurteilte Räuber. „Er wollte auch nichts von der Beute.“
Widersprüchlich und reich an Varianten sind die Angaben des aus der Strafhaft vorgeführten Zeugen. Er will dem Krankenpfleger kurz nach der Tat zum Dank eine kleine Schachtel gegeben haben. „Mit etwas Gold aus der Beute“, behauptete R.
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„Da ist eine Frau, da kann man was holen“, soll laut Aussage von R. der Angeklagte gelockt haben. Ein betagtes Opfer, von dem keine Gegenwehr zu erwarten ist. Ein ähnlicher Fall ereignete sich diese Woche in einem Seniorenheim in Friedrichshain. Ein Mann hatte sich als Pfleger ausgegeben und in die Wohnung einer 94 Jahre alten Frau begeben.
Er habe sie aufgefordert, ihre Wertgegenstände zu zeigen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Als die Seniorin dies verweigerte, entriss er ihr einen Armreif, den sie am rechten Arm trug. Die 94-Jährige rief um Hilfe, der mutmaßliche Räuber flüchtete. Drei Pfleger verfolgten ihn. Schließlich konnte der 36-Jährige gefasst werden.
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