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Halbe Treppe. Die Studentin Cornelia B. aus Vechta fiel auf einen Internet-Betrüger herein und zahlte 920 Euro Vorschuss für eine bereits belegte Wohnung.

© Kai-Uwe Heinrich

Abzocke mit falschen Ferienwohnungen: Wenn Touristen den Schlüsseldienst rufen

Geschäftemacher bieten nicht nur eigene Wohnungen als Feriendomizile an, sondern sogar fremde. Cornelia B. aus Vechta hat kurzfristig in Berlin eine Bleibe gesucht und ist dabei auf einen Betrüger reingefallen

Schönes helles Zimmer in komplett möblierter Dreizimmerwohnung, zentral in Kreuzberg gelegen für 280 Euro monatlich. So lautete ein Wohnungsinserat bei „Immobilienscout24.de“, präsentiert mit ansprechenden Fotos, auf das Cornelia B. vor drei Wochen stieß. Die 25-Jährige Studentin aus Vechta wollte in Berlin ein Praktikum beginnen und benötigte dringend eine Unterkunft.

Doch die Wohnung war bereits bewohnt, nämlich von einem Fotografen des Tagesspiegel. Der hatte bereits vier Wochen zuvor eine ähnliche Situation erlebt. „Die junge Dame hatte sogar einen Schlüsseldienst beauftragt, um in meine Wohnung zu gelangen. Zum Glück konnten meine Nachbarn das verhindern“, erzählt er. Offenbar ist das in Berlin, das derzeit heftig über Ferienwohnungen diskutiert, kein Einzelfall.

„So etwas passiert immer wieder mal“, bestätigt eine Polizeisprecherin. Ein Schlüsseldienst dürfe aber nicht ohne weiteres eine Wohnung öffnen, sondern bei Vorlage eines Personalausweises. Auch beim Portal „Immobilienscout24.de“ ist man für so genannten Vorkassebetrug sensibilisiert. „Leider wird unser Service auch von Leuten genutzt, die Kundenkonten unter falschen Identitäten veröffentlichen“, sagt ein Sprecher. Wenn aber eine Zahlung schon vor einer Besichtigung gefordert wird, sei dies ein eindeutiges Kennzeichen für ein unseriöses Angebot.

Wie berichtet, geht der Bezirk Pankow jetzt gegen illegale Vermieter von Ferienwohnungen vor. Im Berliner Abgeordnetenhaus wird heute über die Zweckentfremdung von Wohnraum beraten. Vermeintliche Ferienunterkünfte in existierenden Wohnungen scheinen aber ein besonders dreister Trick zu sein. „Ich bin reingefallen und 920 Euro sind futsch“, sagt Cornelia B.

Als sich die Studentin auf das Inserat im Internet per E-Mail bei einem „Kenni Williamz“ bewarb, bekam sie eine Auskunft in englischer Sprache: Das Zimmer sei frei. Da der Vermieter aus Schottland käme, könne sie sich die Wohnung nicht vorher anschauen. Der zugesandte Vertrag war auch in englisch. Zudem verlangte der vermeintliche Vermieter, der sich im Vertrag Friedrich M. Zahn nannte, eine Vorauszahlung inklusive Monatsmieten und Kaution von 920 Euro. Die Zahlung sollte auf ein tschechisches Bankkonto überwiesen werden.

„Als er dann sagte, dass er nicht telefonieren könnte, weil er kein internationales Netz hätte, kam mir das schon komisch vor“, sagt sie. Daraufhin habe ihr Vater, der Verbindungen zu Berliner Behörden habe, recherchiert und erfahren, dass die Wohnung an der Solmsstraße tatsächlich existiere. Doch statt der Schlüsselübergabe kam eine weitere E-Mail des Vermieters, in der er Cornelia B. um eine zusätzliche Zahlung von zwei Monatsmieten als Sicherheit bat. Erst in diesem Moment erstattete die Frau Anzeige.

Geld hat Cornelia B. bis heute nicht zurückerhalten. Die Polizei in Vechta wollte auf Anfrage keine Auskunft geben. Als sich nun der Tagesspiegel verdeckt noch mal um die Wohnung bewarb, antwortete der vermeintliche Vermieter: Das Zimmer in der Solmsstraße sei noch frei, könne aber vorher nicht besichtigt werden. Man könne es für 290 Euro monatlich mieten – bei Vorauszahlung von zwei Monatsmieten und Kaution in Höhe von 500 Euro.

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