Bas Pankrath, 6B, Phorms-Grundschule: Wie meine Mama den Mauerfall erlebte
Ohne den Mauerfall hätte Bas seinen großen Bruder nie kennengelernt.
Es ist das Jahr 1989. Im Jahr des Mauerfalls lebte meine Mutter Astrid Pankrath mit Freunden in einer Wohngemeinschaft in Charlottenburg (West-Berlin). Sie war damals 19 Jahre alt und ging noch zur Schule. Meine Mutter ist mit 17 Jahren von ihren Eltern aus Zehlendorf weggezogen. Sie hat einen Bruder, Volker Pankrath, er ist 2 Jahre älter und lebte bis zu seinem 21sten Lebensjahr bei seinen Eltern. Meine Mutter fand die damalige Lage im Osten nicht gut, obwohl sie damals noch im Westen wohnte. Sie war auch sehr verärgert darüber, dass die Schwester ihrer Oma und deren Familie in der Mauerzeit nie zu ihr kommen konnten.
Am Tag, als die Mauer fiel, saß meine Mutter mit ihren Mitbewohnern nichtsahnend im Wohnzimmer und trank Kaffee, als ihr damaliger Freund in die Wohnung rein gestürzt kam und sagte: "Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, ich war gerade auf dem Alexanderplatz (Osten) skaten, die Mauer ist offen!!!" Meine Mutter konnte es nicht glauben, bis sie dann eine halbe Stunde später selber zur Mauer fuhr und in Tränen lachend davorstand und mit allen anderen feierte.
Für meine Mutter hat sich nicht viel durch den Mauerfall verändert, natürlich war sie überglücklich darüber, dass die Mauer gefallen war, aber das Größte, was sich durch den Mauerfall später ergab, war, dass sie 2001 auf der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale studieren konnte. Während des Studiums hat meine Mutter den Vater meines großen Bruders (Felix) kennengelernt und wäre die Mauer nicht gefallen, hätten sich meine Mutter und Felix nie kennen gelernt und mein Bruder wäre nie geboren.
Meine Mutter ist jetzt 44 Jahre alt und lebt glücklich mit mir und meinem großen Bruder Paavo in Mitte (Berlin) zusammen. Meine Mutter fängt immer wieder an zu weinen, wenn es um diese Zeit geht, aber ich glaube, so ist das auch bei anderen Menschen, die aus dieser Zeit kommen.
Sie meinte mal, dass man sich vorstellen müsse, einen Bruder zu haben, den man über alles liebt und plötzlich, von einer Nacht zur anderen, siehst du ihn 20 Jahre lang nicht mehr.
Nach dem Mauerfall hat sich jedoch erst mal nichts für meine Mutter geändert, sie ging danach einfach weiter zur Schule. Meine Großeltern haben den Mauerfall durch das Fernsehen mitbekommen, lagen aber beide zu diesem Zeitpunkt friedlich schlafend im Bett. Jedoch ist mein Großvater am nächsten Tag zur Invalidenstraße gefahren und hat sich die überglücklichen Menschen angeschaut, wie sie durch den Durchgang strömten und mit ihren Trabis durchfuhren.