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Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt, Herausgeber Giovanni di Lorenzo sowie die Volontär:innen Farangies Ghafoor und Adrian Schulz.

© Doris Spiekermann-Klaas

„Wir dürfen niemanden ausschließen”: Tagesspiegel-Herausgeber Giovanni di Lorenzo zur Zukunft des Journalismus

Beim Tagesspiegel-Hoffest spricht Giovanni di Lorenzo mit Volontär:innen über die Herausforderungen der Presse. Dabei geht es unter anderem ums Gendern.

Von Fanny Haimerl

Als „Altmeister des Journalismus” wird Giovanni di Lorenzo von Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt begrüßt, als der Tagesspiegel-Herausgeber am Montagnachmittag die große Bühne im Hof des Verlagshauses am Askanischen Platz betritt.

Diesem „Altmeister“ stehen nun die jungen Journalist:innen und Tagesspiegel-Volontär:innen Adrian Schulz und Farangies Ghafoor gegenüber. Gemeinsam stellen sie sich die Frage „Wie schreiben wir für die Zeitung der Zukunft?“.

Di Lorenzo beginnt das Gespräch, in dem er aktuelle Herausforderungen für den Journalismus benennt: „Journalisten und Journalistinnen sind so wichtig wie nie zuvor”, sagt er. Viele „konkurrierenden Positionen” führen zu einem ständigen „Streiten um die Deutungshoheit”. Auch die „wachsende Diskrepanz zwischen Journalisten und Journalistinnen und Mediennutzern und Mediennutzerinnen” sehe er als Problem an.

Eine vielfältige Gesellschaft braucht eine vielfältige Medienlandschaft.

Adrian Schulz

Ghafoor, die die jüngste Mitarbeiterin des Tagesspiegel ist, sieht die Rolle der Journalist:innen heutzutage darin, das Geschehen für die Leser:innen einzuordnen. „Wir brauchen Menschen im Journalismus, die Expertise haben und Geschehnisse in den Kontext einordnen und Hintergründe beleuchten”, sagt sie.

Auch Adrian Schulz betont die Wichtigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit den Geschehnissen der Zeit. So sei es wichtig, durch soziale Bewegungen wie „Fridays for Future” veraltete Normen in Frage zu stellen. „Eine vielfältige Gesellschaft braucht eine vielfältige Medienlandschaft”, sagt er.

3000 Gäste kamen zum Tagesspiegel-Hoffest am 03. Oktober.
3000 Gäste kamen zum Tagesspiegel-Hoffest am 03. Oktober.

© Doris Spiekermann-Klaas

Ghafoor hebt hervor, dass Diversität in der Medienlandschaft mehr bedeutet, als nur verschiedene sexuelle Orientierungen und Ethnien abzubilden. Auch andere Diskrepanz-Merkmale müssen gesehen und behandelt werden. „Wir stehen für mehr Diversität in den Medien ein”, sagt sie.

Beim Tagesspiegel werde mit dem Gendern „übertrieben“

Di Lorenzo stimmt dem zu und betont, dass beim Schaffen von Medien stets die Leserschaft berücksichtigt und miteinbezogen werden müsse. „Vieles was Journalisten und Journalistinnen interessiert, interessiert die Leserschaft nicht”, sagt di Lorenzo. Es bestehe stets die Gefahr, dass Journalist:innen in ihrem eigenen Milieu den Blick dafür verlieren, für wen sie eigentlich schreiben.

Denn repräsentative Umfragen der Wochenzeitung „Die Zeit” haben beispielsweise ergeben, dass das Gendern in journalistischen Texten als störend empfunden wird, sagt di Lorenzo, „das müssen wir anerkennen.”

Bei der „Zeit” gebe es keine Gender-Pflicht, aber man bemühe sich um einen „sensiblen Umgang mit der Sprache”. Beim Tagesspiegel werde seiner Meinung nach mit dem Gendern „übertrieben”, sagt Giovanni di Lorenzo.

Ghafoor findet es gut, dass beim Tagesspiegel jede:r Autor:in frei entscheiden kann, ob und wie in eigenen Texten gegendert wird. „Eine kritische Presse muss auch sprachliche Vielfalt miteinbeziehen”, sagt sie. Wichtig ist es sowohl di Lorenzo, als auch Schulz und Ghafoor, dass Journalismus die Menschen erreicht. „Wir dürfen niemanden ausschließen”, sagt di Lorenzo.

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