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Die neuen Weihnachtsmänner. Ein Austräger des Postdienstes DHL stellt derzeit im Schnitt 200 Pakete pro Tag zu.

© picture alliance / dpa

Stress mit der Weihnachtspost: "Wir stellen 200 Pakete pro Tag zu"

Jetzt aber schnell: Der Stress ist groß, viele warten auf die Pakete mit den Geschenken. Hier spricht Post-Betriebsrat Torsten Junghans über Freud und Leid der Paketzusteller zu Weihnachten.

Herr Junghans, Sie sind Betriebsrat in der Post-Niederlassung in Hennigsdorf. Das sind jetzt harte Zeiten für Sie, oder?
Es herrscht eine hohe Arbeitsbelastung. Durch die Internetbestellungen, besonders bei Ebay, Amazon und Zalando, ist das Paketgeschäft extrem gewachsen – besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit. Es müssen teilweise doppelt so viele Pakete wie sonst ausgeliefert werden. Dadurch entstehen längere Arbeitszeiten.

Über welche Zahlen sprechen wir?
Im Schnitt sind es 200 Pakete, die ein Zusteller aktuell pro Arbeitstag ausliefern muss. Normalerweise sind es durchschnittlich 130 Pakete.

Was erzählen die Zusteller aus ihrem Arbeitsalltag?
Es gibt immer öfter Ärger mit Kunden, die meinen, dass der Zusteller wissen müsse, wo ihre Bestellung unter den Millionen von Paketen ist. Vereinzelt treten Kunden mit sehr wenig Wertschätzung gegenüber den Kollegen auf. Der Weihnachtsstress färbt eben auf alle ab – auf die Kunden und die Zusteller.

Ist der Beruf des Paketzustellers heute schwerer als noch vor Jahren?
Auf jeden Fall ist es ein sehr schwerer Job. Im Internet werden inzwischen alle möglichen Waren bestellt, darunter viele schwere und unhandliche Sendungen. Die Geschäftsbedingungen erlauben Pakete bis zu 31 Kilogramm. Das ist körperlich anstrengend, extrem anstrengend. Hinzu kommt eine psychische Belastung, wenn man sich jeden Tag durch die Straßen kämpfen muss – bei der Verkehrslage in Berlin. Und die tägliche Herausforderung, das Sendungsvolumen zu erfüllen.

Müssen alle Pakete ausgeliefert sein, ehe der Zusteller Feierabend machen kann?
Es gibt eine Betriebsvereinbarung, die die Arbeitszeit begrenzt. Es darf nur eine bestimmte Zahl Überstunden gemacht werden, die in Freizeit getauscht werden. Wenn dann noch Pakete im Wagen sind, werden sie am nächsten Tag ausgeliefert.

Erleben Zusteller auch mal was Positives?
Ja, es gibt immer wieder erfreuliche Ereignisse, wenn sich Kunden bedanken und ihre Wertschätzung zeigen. So mancher Kollege sagt dann auch mal: ,Eigentlich mache ich meinen Job ja doch gern’.

Wenn ich meinem Paketzusteller zu Weihnachten eine Freude machen möchte, zum Beispiel mit einer Flasche Wein zum Dank – darf er das annehmen?
Es ist vom Unternehmen nicht gern gesehen, aber auch nicht reglementiert. Die Kollegen freuen sich über ein Päckchen Kaffee oder zwei Euro für ein Frühstücksbrot.

Veronique Rüssau

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