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Berlin: Wirte starten Offensive gegen Dealer im Weinbergspark

Drogenhändler haben sich auf der Grünfläche in Mitte breitgemacht – nun sollen ihnen Aufkleber signalisieren: „Ihr seid hier nicht willkommen!“

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Eine abwehrend ausgestreckte Hand, darüber der Schriftzug: „Wer dealt, fliegt raus!“ - So sieht der Aufkleber aus, den Cafés und Restaurants rund um den Weinbergspark in zwei Wochen an ihren Türen anbringen wollen.

„Die Aufkleber sind Teil unserer Anti-Drogen-Offensive“, sagt Axel Burbacher, der das Café „Galao“ im Weinbergsweg betreibt. Er ist einer von acht Gastronomen, die in der „Initiative Weinbergspark“ aktiv sind und nun gegen die zahlreichen Dealer im Park mobil machen.

Seit mehreren Jahren schon gilt der Weinbergspark im Bezirk Mitte als Drogenumschlagsplatz – zum Leidwesen der Gastronomen: „Die Dealer haben sich hier richtig breitgemacht“, sagt Burbacher. Und selbst vor seinem Laden, der sich gegenüber vom Parkeingang befindet, machen sie nicht Halt: „Mehrmals die Woche muss ich hier jemanden rauswerfen, der sich offensichtlich vor einer polizeilichen Drogenrazzia verstecken will.“ Diesen Menschen solle der neue Aufkleber künftig sofort signalisieren, dass sie bei ihm und anderen nicht willkommen seien.

Neben den Aufklebern hat die „Initiative Weinbergspark“ auch Postkarten in Auftrag gegeben, die demnächst in Lokalen in Parknähe ausliegen werden. Darauf findet sich der Hinweis, dass Gäste, die eine Drogenübergabe beobachten, dies sofort dem Personal melden sollen. Weiterhin vermerkt ist die direkte Durchwahl der zuständigen Polizeidienststelle.

„Wir Bürger müssen die Polizei unterstützen“, sagt Betty Armbruster-Haak, Inhaberin des französischen Cafés „Fleury“ im Weinbergsweg. Und sie müssten sich auch selbst schützen: Häufig gebe es Streit zwischen den Dealern, sagt Armbruster-Haak, sie stünden mitunter schreiend vor ihrem Café, das direkt neben dem Eingang zum Park liegt. „Es ist auch schon vorgekommen, dass sie sich mit Geschirr von unseren Tischen beworfen haben.“ Auch um ihre Angestellten sorgt sich Armbruster-Haak: „Ich beschäftige mehrere junge Frauen, und die lasse ich abends nur ungern durch den Park laufen.“

Johanna Neubert, die in der Nähe arbeitet, ist im Weinbergspark selbst tagsüber manchmal unbehaglich zumute: Eigentlich mache sie ihre Mittagspause gern draußen, sagt die 29-Jährige. „Aber durch die Dealer, die auf und ab tigern, herrscht hier eine aggressive Grundstimmung.“ Ignorieren könne man deren Treiben kaum: Erst neulich habe jemand direkt in ihrer Nähe ein Päckchen vom Fahrrad aus ins Gebüsch geworfen und kurz darauf habe es ein anderer hervorgeholt. Die junge Frau ist froh, dass zumindest das Gebüsch inzwischen gestutzt wurde – so eignet es sich nicht mehr so gut als Versteck.

Auch dies ist auf Betreiben der „Initiative Weinbergspark“ geschehen: Wo vorher dichtes Zweigwerk war, sind nun einzelne Beete mit Steinplatten dazwischen angelegt worden. Außerdem hat die Bürgerinitiative durchgesetzt, dass der Rosengarten und der Spielplatz im oberen Teil des Parks neu gestaltet werden. Axel Burbacher: „Wir wollen den Park zurückerobern. Das ist unser festes Ziel.“

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