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Berlin: Wo Marlene erstmals die Bühne betrat Das Schlosspark-Theater hat

einen neuen Betreiber gefunden

Im SchlossparkTheater sollen schon bald wieder die Scheinwerfer angehen. Das kleine Haus hat seit gestern einen neuen Betreiber. Kultursenator Thomas Flierl (PDS) hat am Montag einen Vertrag mit dem Musicalprofi Andreas Gergen unterzeichnet. Das teilte Flierl dem Abgeordnetenhaus mit. Gergens Firma „Toy Production“ will im Schlosspark-Theater schon bald kleinere Musicals und Sprechtheater-Aufführungen abieten, sagte Flierls Sprecher Torsten Wöhlert dem Tagesspiegel. Gergen ist in der Vergangenheit als Regisseur und Schauspieler unter anderem in der Tribüne und im Kleinen Theater am Südwestkorso aufgetreten. Er will der Kultuverwaltung zufolge das Schlosspark-Theater ohne öffentliche Zuschüsse betreiben. Da Gergen früher für das Unternehmen Stage Holding gearbeitet hat, wurde in Kreisen des Abgeordnetenhauses kolportiert, er repräsentiere das Kulturunternehmen als „Strohmann“. Dies weist die Senatskulturverwaltung zurück.

Mit dem neuen Betreiber wird nach einjährigem Leerstand eine Theaterstätte mit neuem Leben gefüllt, die trotz ihrer Randlage mit einigen der berühmtesten Namen der Berliner Bühnen- und Filmgeschichte verknüpft ist. Die große Zeit begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg, doch schon in den Zwanzigern war das Haus neben dem Wrangelschlößchen bespielt worden. Hier hatte Marlene Dietrich am 20. Januar 1922 ihren ersten kleinen Bühnenauftritt, in dem Stück „Der große Bariton“ als Veehrerin der Titelfigur. Und auch die Anfänge der zweiten international geachteten Filmdiva, die immer als Berlinerin galt, obwohl sie hier gar nicht geboren wurde, waren mit den Bühnenbrettern des Schlossparktheaters verbunden: Hildegard Knef. Sie sprach den Prolog zu dem „Hokuspokus“ von Curt Goetz, mit dem Boleslaw Barlog am 3. November 1945 das Haus an der Schloßstraße neu eröffnete.

„Ich bin pleite“, so lautete Barlogs erster Bühnensatz, der verzweifelte Ausruf eines Theaterdirektors. Ein schlechtes Vorzeichen, sollte man meinen, aber zunächst begann eine glänzende Karriere des bescheiden wirkenden Theaterbaus, der zu einer der ersten Adressen in der West-Berliner Bühnenwelt wurde. Damals gehörte das Steglitzer Theater – wie auch das 1993 geschlossene Schiller-Theater – zu den Staatlichen Bühnen. Seine Privatisierung hat es nur so lange überdauert, wie noch staatliche Subventionen flossen. Erst zog sich bei deren Versiegen der langjährige Intendant Heribert Sasse aus dem Haus zurück, das unter seiner Regie kaum an frühere Erfolge anknüpfen konnte. Vor einem Jahr war dann endgültig Schluß mit dem Steglitzer Sprechtheater. ac/lvt

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