Berlin: Zauberhafte Verwandlung
Der Märchenbrunnen im Friedrichshain gilt als der schönste Berlins – auch wegen all seiner Skulpturen. Für rund 1,3 Millionen Euro sollte er bis Ostern saniert werden. Doch daraus wird vorerst nichts
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Von Heidemarie Mazuhn Das kleine Warnschild hängt am Maschendrahtzaun, der den Eingang zum Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain verwehrt. „Betreten verboten!“ steht darauf. Der Weg dahinter zum Brunnenplatz ist aufgebaggert, und von der berühmten steinernen Märchenwelt am Beckenrand des Brunnens ist nichts zu erspähen.
Ein karger Anblick, dabei sollte der Märchenbrunnen doch eigentlich „Tausende im Alltag der Arbeit und in den Feierstunden erfreuen“ – so lautete jedenfalls einst die Intention für das Filetstück des Volksparks Friedrichshain, den die Stadtverordneten 1840 als Gegenstück zum Großen Tiergarten und als Erholungsstätte für die dichtbesiedelten östlichen Vorstädte beschlossen.
Seit vergangenem Frühjahr ist das Architektur- und Kunstdenkmal aus der Kaiserzeit nun schon eine Baustelle. Für immerhin 1,3 Millionen Euro wird der Märchenbrunnen saniert. Mit dem Geld, das zu 90 Prozent aus Bundesmitteln kommt, sollte die 1913 nach Plänen des damaligen Stadtbaurats Ludwig Hoffmann geschaffene Brunnenanlage einschließlich Umzäunung und Gartenanlage in neuer, alter Schönheit übergeben werden – und zwar zu Ostern. „Doch den Termin können wir nicht einhalten“, sagt jetzt Franz Schulz – vormals als Baustadtrat, jetzt als Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg
Die Anlage wurde am 15. Juni 1913 zum 25. Jahrestag der Thronbesteigung Wilhelm II. übergeben. Dass es von der ersten Idee bis zur Fertigstellung mehr als 15 Jahre dauerte, war damals dem lieben Geld geschuldet. Das fehlt in Berlin zwar bis heute weitgehend an allen Ecken, die fristgerechte Wiederauferstehung des Märchenbrunnens verhindern aber andere Dinge.
Als ein Stück bewusste Inszenierung soll die einst größte Brunnenanlage Berlins wieder ihr historisches Aussehen bekommen. Dazu gehört auch der Gartenbereich, dessen Rauminszenierung mit Wegen und Zugängen zu DDR-Zeiten stark vereinfacht worden war. Bis Mitte April – so Bezirkschef Schulz – habe der Gartenlandschaftsbau noch damit zu tun. Das Brunnenbecken selbst sei Ende März fertig. Rotkäppchen und Co. sind es schon lange – die gibt es jetzt sogar doppelt. Die beschädigten alten Vertreter der bekanntesten deutschen Märchenfiguren hat sich das Grünflächenamt in seinem Garten aufgestellt, ihre Neuauflage aus französischem Muschelkalkstein wartet drinnen eingesperrt auf ihre Premiere.
Die neue Zaunanlage ist hauptsächlich schuld, dass ihr märchenhafter Auftritt nicht wie geplant zu Ostern erfolgen kann. Um künftig zu verhindern, dass die um die Wasserfontäne herumgruppierten zehn Skulpturengruppen nicht wieder Vandalismus zum Opfer fallen, soll das gesamte Areal künftig wieder so geschützt werden wie in seinen Anfangsjahren. Schon damals gab es eine Gatteranlage. Nach deren historischem Vorbild ist jetzt ein 1 Meter 80 hoher Eisenzaun in historischer Staketenform um die Anlage vorgesehen, die dann abends abgeschlossen und beleuchtet werden soll.
Die mit dem Zaun beauftragte Firma lieferte nicht, sagte Franz Schulz. Jetzt müsse die Umzäunung neu ausgeschrieben werden. Bis zu ihrer Fertigstellung können da drei bis vier Monate ins Land gehen. Da wird es Sommer werden, bis im Märchenbrunnen erstmals wieder die Wasserfontänen sprudeln. „Dafür ist bis dahin aber drumherum alles schön grün und in voller Pracht“, tröstete der Bezirksbürgermeister nicht nur sich selbst.
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