Berlin: Zur Fußball-WM rund um die Uhr geöffnet
2006 soll der Ladenschluss für einen Monat fallen, um den Tourismus noch stärker zu fördern
Für einen Monat während der FußballWM 2006 sollten in der Stadt die Ladenschlusszeiten ausgesetzt werden. Das hat gestern Hanns Peter Nerger, Chef der Berlin-Tourismus-Marketinggesellschaft (BTM), angeregt. „Ein sehr sympathischer Vorschlag“, fand Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS). Und zustimmend äußerte sich auch der Geschäftsführer des Einzelhandelverbandes, Nils Busch-Petersen. Ein Sechstel der Einzelhandelsumsätze seien inzwischen den Touristen zu verdanken, was rund 10 000 Arbeitsplätze sichere. Insgesamt hängt nach Angaben der BTM inzwischen das Einkommen von 170 000 Berlinern vom Tourismus ab.
Auch wenn es das Ladenschlussgesetz bis 2006 überhaupt noch geben sollte, sei die Ausnahme-Regelung kein Problem: „In öffentlichem Interesse“ könnten die Schlusszeiten für lange Zeit ausgesetzt werden. Dies sei schon während der Expo in Hannover im Einvernehmen mit den Gewerkschaften praktiziert worden, sagte der Einzelhandelsgeschäftsführer. Von der Gewerkschaft Verdi war gestern keine Auskunft zu erhalten.
Die Tourismus-Euphorie scheint begründet: Mit schätzungsweise mehr als 13 Millionen Übernachtungen in Hotels, Pensionen und anderen gewerblichen Unterkünften (genaue Zahlen liegen noch nicht vor) war 2004 voraussichtlich das bis dahin erfolgreichste Tourismus-Jahr. Hinzu kamen noch 28,5 Millionen Übernachtungen bei Verwandten und Bekannten sowie 90 Millionen Gäste, die nur tagsüber blieben.
Bei gewerblichen Übernachtungen strebt der Senat in fünf Jahren die 15-Millionen-Marke an, will deshalb den Einkaufstourismus fördern, dabei für mehr Sauberkeit in der City und eine bessere Beleuchtung markanter öffentlicher Gebäude sorgen. BTM und Wirtschaftsverwaltung wollen sich auch stärker dem Kongress- und Tagungstourismus widmen. Er macht fast ein Viertel der Übernachtungen in Hotels und Pensionen aus.
Einer Studie zufolge, die BTM-Chef Nerger und Wirtschaftssenator Wolf gestern vorstellten, boomt jedenfalls die Branche. Sie gilt inzwischen als einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige der Stadt, bringt der Stadt Steuereinnahmen von mehr als 700 Millionen Euro. Schon 2003 waren die Umsätze mit 5,84 Milliarden Euro fast 13 Prozent höher als drei Jahre zuvor, und 2004 wurde vermutlich die Sechs-Milliarden-Marke bereits überschritten. Die Studie ermittelte, dass jeder Hotelgast durchschnittlich 2,3 Tage bleibt und in dieser Zeit für Unterkunft, Verpflegung und andere Leistungen rund 178 Euro ausgibt.C. v. L.
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