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Berlin: Zurück nach Hause

Die Demonstranten reisten ab

Für manche war es die erste Demo im Leben und für viele die größte, die sie je erlebt haben: „Echt gewaltig“, sagt Alexandra Mühlbauer und schaut etwas zerstreut auf ihren grünen TramperRucksack. Die junge Frau aus einem 600-Einwohner-Dorf in Niederbayern braucht noch ein wenig Zeit, um ihre Eindrücke zu sammeln – zumal sie am Sonnabend in Berlin erstmals öffentlich protestierte und jetzt nach einer durchgefeierten Nacht am Bahnhof Zoo sichtlich müde auf den ICE in die Heimat wartet. 10.20 Uhr zeigt die Uhr. Alexandra, die 22-jährige Erzieherin mit der selbstgestrickten Pudelmütze und einer Friedenstaube am Parka, hockt auf einer Decke am Boden zwischen gut zwanzig Rückkehrern von der Friedens-Demo.

Auch an den Bahnsteigen drängeln sich am Morgen danach junge Kriegs-Gegner und fachsimpeln über den „Run auf die Hauptstadt“ – bis die Zugtüren knallen. Urlauber mit Skiern und Koffern schieben sich durch die Menge, Bahnmitarbeiter packen hilfreich mit an – und alle bleiben gelassen, wie tags zuvor auf Berlins Straßen.

Schließlich sind die meisten Protestierer mit ihrer Demo zufrieden. Außerdem lässt sich bei einem solchen Umzug in Berlin Politik gut mit persönlichen Wünschen verbinden. Viele schauten sich noch ein wenig in der Hauptstadt und den Kneipen um oder besuchten Parties. Kathrin aus Ulm ließ sogar ihren Sonderbus sausen, der am Samstag zurückfuhr. Mit lila Schal, roten Locken und im bunten Pullover hastet die Gymnasiastin zum Gleis, obwohl sie am liebsten auch die ersatzweise gekaufte Bahnfahrkarte zurückgeben würde. Sie hat auf der Demo ein paar Neuköllner kennengelernt. „Nette Leute“, sagt sie, „die haben mich eingeladen“.cs

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