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Mehrfacher Katalysator-Klau in Berlin-Pankow: Zwei mutmaßliche Bandenmitglieder auf der Anklagebank
Insgesamt neun Katalysatoren sollen von den Männern im Februar 2021 geklaut worden sein. Die Anklage lautet nun auf gewerbs- und bandenmäßigen Diebstahl.
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Diebe machen sich immer öfter mit Spezialwerkzeug am Unterboden zu schaffen: Fahrzeugkatalysatoren sind begehrte Beute geworden.
Gegen zwei Männer, die als Mitglieder einer Bande an Kat-Diebstählen aus geparkten Autos beteiligt gewesen sein sollen, hat am Montag der Prozess am Landgericht begonnen. Um insgesamt elf Fälle in zwei Nächten geht es.
Sefik F. und Safet B. sind 40 und 31 Jahre alt. F. ist bereits wegen bandenmäßiger Taten vorbestraft und musste eine Haftstrafe verbüßen. Nun werden ihm zwei Fälle zur Last gelegt. Er soll mit von der Partie gewesen sein, als Diebe im September in Hohenschönhausen auf einem Parkplatz zwei Autos ins Visier nahmen. Sie hätten „arbeitsteilig und mit einem Wagenheber und einer Hydraulikschere“ jeweils den Katalysator aus dem Auto geschnitten.
Kat-Diebstähle in 2021 mehr als verdoppelt
Ein deutlicher Anstieg ist bei Diebstählen dieser Art zu erkennen. Über 900-mal sind die Pannenhelfer des ADAC im Jahr 2021 allein wegen geklauter Katalysatoren zu Hilfe gerufen worden – mehr als doppelt so viele Fälle wie im Jahr 2020, als der ADAC nach 420 Kat-Diebstählen half.
Für Sefik F. erklärte nun sein Verteidiger, er sei „schwach geworden“. Ein Bekannter habe ihn angerufen und um Hilfe gebeten – „weil eine Maschine nicht ging“. Seinem Mandanten sei klar gewesen, dass keine Autopanne zu dem nächtlichen Anruf geführt habe. Sefik F. gab zu, ihm seinen 500 Euro in Aussicht gestellt worden. Der Bekannte habe gewusst, dass er ein Händchen habe, um auch bestimmte Maschinen zu reparieren. Mit der Straßenbahn sei er zu dem beschriebenen Ort gefahren. „Ich habe die Schere repariert, sie schnitten Katalysatoren ab.“
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Das Geld habe ihn gelockt, so der 40-Jährige. „Ich hatte keine Einnahmen“, stöhnte er. Nach seiner Haftentlassung hätten es ihm Behörden schwer gemacht. Dabei habe er bereits seinen Freundeskreis „umgestellt“ mit dem Ziel, ein straffreies Leben zu führen. Dass er nachts losfuhr und das Werkzeug reparierte, sei in Fehler gewesen. „Ich war nicht ahnungslos, aber ich habe keinen Katalysator abgeschnitten“, so F. Was mit der Beute geschehe? „Da kann man Verschiedenes mit machen, in der Regel werden sie verkauft“, erklärte er.
Ersatzteile und Edelmetalle locken
Die Polizei hat zwei Erklärungen: Katalysatoren würden als Ersatzteile genutzt, zum anderen seien – wenn auch in nur kleinsten Mengen – hochwertige Edelmetalle wie Palladium und Platin in diesen Fahrzeugteilen enthalten. Diebe durchtrennen meistens das Abgasrohr und entfernen den Kat – es dauert oft nur wenige Minuten.
Der 31-jährige B. soll einer von drei Männern gewesen sein, die am 24. Februar 2021 in Pankow insgesamt neun Katalysatoren stahlen. Bis aufmerksame Zeugen Verdacht schöpften und die Polizei alarmierten. Einsatzwagen konnten die mutmaßlichen Diebe stoppen und mehrere geklaute Fahrzeugteile sicherstellen.
Die Anklage lautet nun auf gewerbs- und bandenmäßigen Diebstahl. Ein dritter Angeklagter war nicht zum Prozess erschienen. Sein Verfahren wurde abgetrennt. Fortsetzung: 27. April.
Kerstin Gehrke
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