Berlin: Zwerge wie du und ich
Otto Waalkes suchte bei einem „Narrencasting“ Komparsen für seinen neuen Film
Anna, 19, die Sonnenbrille in die lockigen blonden Haare gesteckt, hat sich für einen Blondinenwitz entschieden. Edwin und Bernd, beide um die 40, auch.Wie so viele an diesem Samstagnachmittag in den Potsdamer Platz Arkaden. Im Gegensatz zu Edwin und Bernd wirkt Anna etwas schüchtern – so wie sie in der weißen Kabine sitzt und vor laufender Kamera ihren Witz erzählt, die Knie aneinander gepresst. Als sie fertig ist und ihr erstes Fernsehinterview gibt, geht es schon lockerer. „Ich würde gerne mal in einem Film mitspielen“, sagt sie. Und dafür muss sie heute mal auf Knopfdruck und für Kameras witzig sein.
Es ist nämlich so: Otto Waalkes, Komiker, will wieder einen Siebenzwergefilm drehen, Teil zwei. Er sucht Komparsen. Er will sie in den kommenden zwei Wochen in deutschen Einkaufszentren und Fußgängerzonen finden. Seine Filmfirma nennt das Narrencasting. Wer auf dem Video einen guten Eindruck macht, hat die Chance auf eine Nebenrolle.
Der Chefkomiker will sich „alle Videos ansehen und hinterher selbst auswählen“. Otto Waalkes, graues Schlabbershirt, graue Schlabberhose und Baseballmütze mit silbernen Hermesschwingen über den Ohren, sitzt zwei Etagen höher, im Verwaltungsraum bei Saturn. Er tut kund, dass der erste Siebenzwergefilm („7 Zwerge – Männer allein im Wald“) jetzt auf DVD zu haben ist. Und wirbt schon mal für den zweiten Siebenzwergefilm, von dem man nicht viel mehr erfährt als den Drehbeginn am 12. Juli und: „Die Hauptrollen sind besetzt wie im ersten Film.“ Heißt: Heinz Hoenig als Oberzwerg, Cosma Shiva Hagen als Schneewittchen, Nina Hagen als böse Königin. Dazu Zwerg Mirco Nontschew, Zwerg Helge Schneider oder Zwerg Atze Schröder.
In der Witzaufsagekabine hat sich nicht viel geändert in der vergangenen Stunde. Blondinenwitze, Fritzchenwitze. Witze aufsagende Berliner mit Zwergenzipfelmütze. Oder ohne. Manche lesen aus einem abgegriffenen Witzbuch vor. „Es kommt auf den Vortrag an“, hat Otto gesagt. Will heißen: Beim Hersagen von dummem Zeugs sollte man ein wenig überzeugt von sich aussehen. Keine falsche Scham, das wirkt schlecht. Einer der ersten Kandidaten wusste das schon. Er hatte keine Scham. Der Mann – Rockertyp, bullig, groß, lange Haare – nennt sich „Walze“ und verkündet: „Ich war schon mal beim Big-Brother-Casting.“ Das hier müsse er mit links schaffen, sein Leinwanddebüt!!! Rein ins Showgeschäft, rauf auf die Klatschseiten der Boulevardpresse! Karriere! Hat schon bei ziemlich vielen untalentierten Menschen geklappt. mne
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