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Flächendeckende Streiks in Großbritannien: U-Bahn-Fahrer legen London lahm
Wegen des ersten Ausstands seit acht Jahren fuhr am Mittwoch kein Zug der „Tube“. Auch Hunderttausende Lehrer und Assistenzärzte legten die Arbeit nieder.
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Mit flächendeckenden Streiks haben in Großbritannien Hunderttausende Lehrer und Assistenzärzte am Mittwoch für höhere Löhne gekämpft. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehrerer Regierungsbehörden, Hochschuldozenten und Beschäftigte der Londoner U-Bahn beteiligten sich. Die BBC berichtete, dass mehr als 400.000 Beschäftigte des öffentlichen Diensts mitmachen wollten. Die britische Nachrichtenagentur PA sprach vom größten Ausstand seit Beginn der Streikwelle im Vorjahr. Auch mehrere BBC-Journalisten legten aus Protest gegen Einsparungen bei Lokalsendern die Arbeit nieder.
Nahe des Parlaments in London, wo Finanzminister Jeremy Hunt am Mittag seinen Haushalt vorstellen wollte, waren Kundgebungen geplant. Der Streit zwischen Gewerkschaften und der konservativen Regierung scheint festgefahren. Der Chef der Gewerkschaft PCS, die Beschäftigte des öffentlichen Diensts vertritt, warnte, die Streiks könnten bis Jahresende andauern. Er forderte eine faire Lohnerhöhung. „Die Regierung kann diese Streiks heute beenden, indem sie Geld für unsere Mitglieder auf den Tisch legt“, sagte PCS-Chef Mark Serwotka. „40.000 Beschäftigte des öffentlichen Diensts nutzen Lebensmitteltafeln und 45.000 beanspruchen Unterstützungsleistungen, weil sie so arm sind.“
Es scheint nur um Streiks und unnötige Störungen zu gehen.
Bildungsministerin Gillian Keegan
Bildungsministerin Gillian Keegan zeigte sich enttäuscht. Zahlreiche junge Menschen würden wichtige Unterrichtsstunden verpassen, schrieb die konservative Politikerin in einem offenen Brief. Sie habe der Gewerkschaft Gespräche angeboten mit der einzigen Bedingung, dass die Streiks dafür ausgesetzt werden. „Doch scheint es nur um Streiks und unnötige Störungen zu gehen.“ Der Lehrerstreik findet nur in England statt, nachdem es in Wales und Schottland Fortschritte bei den Verhandlungen gab.
Am Mittwoch fuhr kein Zug der „Tube“
Der Streik der U-Bahn-Fahrer in London legte den Nahverkehr in der britischen Hauptstadt weitgehend lahm. Wegen des ersten Ausstands seit acht Jahren fuhr am Mittwoch kein Zug der „Tube“. Die Verkehrsbehörde TFL warnte, andere Verkehrsmittel wie Busse, S-Bahn (Overground) und Straßenbahnen seien deutlich voller als sonst.
Die Gewerkschaft Aslef betonte, es gehe ihren Mitgliedern nicht um mehr Geld. „Wir wollen nur, dass sich TFL dazu verpflichtet, mit uns über Änderungen zu verhandeln, anstatt zu versuchen, Änderungen durchzusetzen“, sagte Aslef-Organisator Finn Brennan dem Radiosender LBC. „Wegen der Pandemie klafft ein riesiges Loch im TFL-Budget, und sie wollen dieses Loch füllen, indem sie Personal abbauen, die Arbeitsbedingungen beschneiden und die Renten entscheidend kürzen.“
Weitere Streiks seien sehr wahrscheinlich, sagte der Gewerkschafter. Er machte die konservative Regierung verantwortlich. Das Verkehrsministerium wiederum betonte, die Finanzierung von TFL sei Sache von Bürgermeister Sadiq Khan. (dpa)
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