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Maria Sur, eine junge Ukrainerin, ist im Rennen, um die Abba-Nation Schweden beim Eurovision Song Contest im nächsten Jahr in Liverpool zu vertreten.

© dpa / Foto: dpa/Daniel Stigefelt

Alles auf einer ESC-Karte: Jung, Frau, Ukrainerin, geflüchtet

Ein Vorbild für alle? Maria Sur, eine 17-jährige geflüchtete Ukrainerin, will Schweden beim ESC vertreten.

Joachim Huber
Ein Kommentar von Joachim Huber

Stand:

Nein, das Ergebnis steht längst nicht fest. Der Weg zum Sieg ist lang und er ist steinig. Was für alle Kandidatinnen und Kandidaten des European Song Contest (ESC) gilt, das gilt auch für Maria Sur. Vorrunden, Halbfinale, Finale in Stockholm - erst dann wird feststehen, wer Schweden beim ECS-Contest im Mai 2023 in Liverpool vertreten wird.

Die Nominierung hat Kalkül

Wer auch immer auf Maria Sur gekommen ist, der hat scharf auf Sieg kalkuliert. Die junge Frau ist Ukrainerin, sie ist 17 Jahre alt und vor dem Angriffskrieg in ihrem Land geflüchtet. „Ich bin vor acht Monaten mit meiner Mutter wegen des Krieges in meinem Land nach Schweden gekommen“, berichtete die junge Sängerin in einer Videobotschaft. Erst kurz vor Kriegsausbruch habe sie noch bei „The Voice of Ukraine“ teilgenommen, nun sei sie „sehr, sehr froh und unglaublich dankbar“, am Melodifestivalen teilnehmen zu können.

Und natürlich passt der Song: „Never Give Up“ (Gib niemals auf) soll ihre Geschichte erzählen.

Der ESC ist eine Mischung aus Performance, Show, Emotion - und Botschaft. Und wenn dann noch ordentliches Talent dazu kommt, dann konnte der ESC 2022 in Turin nur vom „Kalush Orchestra“ aus der Ukraine gewonnen werden.

Never Give Up

Maria Sur

Wenn es um Preise und Auszeichnungen vor allem in westeuropäischen Ländern geht, dann gehen nicht wenige davon an ukrainische Künstlerinnen und Künstler. Auf jeden Fall an mehr als in den Jahren und Jahrzehnten davor.

Die Ukraine gab es schon, aber sie fand nicht statt. War irgendwo da hinten im Osten, gehörte sie nicht sowieso noch zu Russland? Vergessen, übersehen, ignoriert - und erst als grausame Pointe eines brutalen Überfalls auf die Weltkarte und ins Bewusstsein gebeamt. Solidarität allerorten.

Preistrophäen statt Panzer

Auch Deutschland macht mit, auf allen Ebenen. Und wenn auch keine Panzer geliefert werden, so doch Preistrophäen. Vielleicht ist es schlechtes Gewissen, vielleicht tiefempfundene Solidarität. vielleicht auch schlichte Anerkennung, was Kunst und Kultur in der Ukraine und für die Ukrainerinnen und Ukrainer bedeuten.

Muss deswegen dem Norddeutschen Rundfunk geraten werden, beim kommenden ESC auf die ukrainische Karte zu setzen? Unter all den geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern wird sich schon ein Talent finden, oder?

Das kann jetzt als purer Zynismus gelesen werden. Muss es aber nicht. Zynisch wäre, wenn alle, die in diesem Land Zuflucht gesucht und gefunden haben, vom Wettbewerb ausgeschlossen würden. Eine diverse Gesellschaft muss sich als divers darstellen.

Aber das muss bedacht werden: Die Ukraine wird als Siegerland den ESC 2023 nicht im eigenen Land austragen können. Doch wird sie in Liverpool antreten. Der ukrainische Vorentscheid wird im Dezember ausgetragen.

Dies, die schwedische Vorauswahl und vielleicht noch weitere Kandidatinnen und Kandidaten aus europäischen Ländern berücksichtigt, könnte der ESC 2023 zum innerukrainischen Wettbewerb geraten.

Also was jetzt? Eine Quote? Neufassung der ESC-Regeln. wonach nur Biodeutsche Deutschland vertreten dürfen? Klingt alles gruselig und als Dementi des freien ESC-Geistes. Soll antreten, wer sich berufen fühlt. Never give up!

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