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Ihn fragen die Stars und Sternchen, wo man essen, trinken und feiern kann: Thomas Munko, Chef-Concierge im "Ritz-Carlton"

© Ricarda Spiegel / promo

Mundropaganda - das Genussinterview: Ausgehtipps zur Berlinale

Thomas Munko, Chef-Concierge des "Ritz-Carlton" am Potsdamer Platz weiß, wo man im Festival-Trubel zu jeder Uhrzeit noch gut essen und trinken kann.

Gleich links neben dem Eingang des Ritz-Carlton steht der Schreibtisch von Thomas Munko. Der langjährige Chef-Concierge ist hoch gewachsen, exakt gescheitelt und seine Revers zieren zwei Anstecknadeln des Les Clefs d’Or, des Verbands der Concierges, dessen Deutschland-Präsident Munko ist. Wenn einer weiß, wo man im Berlinale-Getümmel gut Essen, Trinken und Feiern kann, dann er.

Ist die Berlinale die anstrengendste Zeit im Jahr für Sie als Concierge?
Sie ist sehr geschäftig. Gerade die ersten fünf Tage während des „European Film Market“, bei dem sich die internationale Filmbranche trifft, ist eine Menge los. Da haben wir viele Filmfirmen im Haus zu Gast. Das Festival selbst macht gar nicht so viel aus. Im Sommer, wenn die Amerikaner Urlaub machen, ist noch mehr los. Die bringen unheimlich viel Zeit mit. Und Fragen.

Und was ist die klassische Berlinale-Frage?
Tickets natürlich. Es gibt ja den klassischen Vorverkauf, wo die Karten so viel wie eine normale Kinokarte kosten, aber da gehen viele nicht hin, deshalb gibt es mittlerweile einen Zwischenmarkt, wo die Tickets dann das Zehnfache kosten. Dann natürlich: Wie komm ich wo hin? Die Leute haben ja alle keine Zeit, da ist alles eng getaktet, da muss man schnell von einem Ort zum nächsten kommen. Und selbstverständlich wo essen, wo feiern?

Dann legen wir doch gleich mal los. Der beste Imbiss im Umkreis von zehn Minuten?
Hier in der Gegend ist nicht viel. Der „Hauptstadtburger“ in der Mall of Berlin ist ok, aber ich würde niemals jemanden in eine Mall schicken. Die nächste Currywurst ist „Curry 36“ am Mehringdamm. Für einen guten Döner muss man an den Nollendorfplatz. Während der Berlinale gibt es den Street Food Market im Sony Center, da würde ich den „Heißen Hobel“ empfehlen, die Käsespätzle schmecken hervorragend.

Ein guter Kaffee zwischen zwei Filmen?
„The Barn“ hat gerade aufgemacht, direkt neben dem Haus Huth in den Potsdamer Platz Arkaden. Da bekommt man ganz viel Qualität in die Tasse.

Wo bekomme ich nach der Spätvorstellung noch etwas Warmes?
Im „Borchardt“ gibt’s bis Mitternacht warme Küche, wenn zur Berlinale viel los ist, oft auch noch länger. Später hat noch das „El Borriquito“ in der Wielandstraße auf, da bleibt bis morgens um 5 Uhr Küche warm. Und es ist immer die Hölle los. Ansonsten sitzen im „Aroma“ auf der Kantstraße bis 3 Uhr morgens viele Chinesen. Ist ja immer ein gutes Zeichen.

Es gibt eine Weltpremiere zu feiern. Wohin schicken Sie die Gäste?
In die „Bar Tausend“, da kann man auch tanzen. Gute Drinks gibt’s auch in die „Victoria Bar“ oder im „Green Door“. Wenn's noch später wird, fällt mir noch das „Kumpelnest 3000“ ein. Die machen quasi nie zu und es ist zu jeder Uhrzeit voll.

Ein Frühstück nach einer langen Nacht?
Ein sicherer Tipp ist das „Benedict“, die haben 24 Stunden auf, eine große Auswahl und die Qualität stimmt. Da kann man zwar nicht reservieren, aber mehr als 15 Minuten habe ich dort nie auf einen Tisch gewartet. Altehrwürdig ist das „Café Einstein Stammhaus“ in der Kurfürstenstraße, besonders das „House of Small Wonder“, tolles Ambiente und bisschen was anderes, weil man da ein japanisches Frühstück bekommt.   

Wo kann man sich nach einem fiesen Verriss verkrümeln?
Dann besser ein Restaurant, das nicht auf der Berlinale-Karte ist wie etwa der „Grill Royal“. Die „Taverna Ousia“, ein fantastischer familiärer Grieche. Da hat man seine Ruhe vom Festivaltrubel und findet vielleicht Trost in der warmherzigen Atmosphäre.

Was empfehlen Sie, wenn „typisch Berlin“ gewünscht wird?
Es gibt ein Restaurant, da bin ich der Meinung, das findet man nirgendswo sonst auf der Welt, das ist das „Marjellchen“. Ostpreußische Küche gepaart mit Berliner Charme. Eine Institution. Da bekommt man viel geschmortes, Braten mit fettigen Saucen und natürlich Königsberger Klopse. Oder eine Kiezkneipe wie die „Tiergartenquelle“. Das ist ganz in der Nähe der Porzellanfabrik von KPM. In den 1970er Jahren durften die Mitarbeiter da kostenlos essen, dafür bekam der Wirt edles Geschirr. Leider hat er in einem Wutanfall mal die Hälfte davon zerdeppert. Aber wenn man Glück hat, bekommt man auch heute noch die Boulette auf Kurlandporzellan serviert. Die Kneipe gehört der Lemke-Brauerei. Insofern gibt’s auch gutes Bier. Die „Arminiusmarkthalle“ ist noch altes Westberlin. In einem Imbiss wurden die Innenaufnahmen von „Drei Damen von Grill“ gedreht.

In der Berliner Gastronomie tut sich extrem viel. Wie bleiben Sie auf Stand?
Ich geh selber viel in Restaurants in Bars, meine Kollegen auch, ich empfehle auch nichts, wo nicht einer von uns vier Concierges schon mal war. Und wir tauschen uns in der Berufsvereinigung aus. Das ist das Schöne, wir Concierges sehen uns nicht in Konkurrenz. Wir helfen uns, auch weil wir wissen, dass wir uns die Gäste nicht gegenseitig wegnehmen. Und es ist ja so: Wenn man einmal daneben liegt mit einer Empfehlung, dann ist die Reputation angekratzt. Es ist schwierig, das wieder gut zu machen. Restaurantbesuche sind immer Momentaufnahmen, da kann immer was schief gehen, das sollte es aber nicht. Man hat nur einen Versuch für einen Treffer, der muss also sitzen.

Die Adressen
Curry 36, Mehringdamm 36, Kreuzberg
Heißer Hobel, Berlinale Street Food Markt im Sony Center, Tiergarten
The Barn, Alte Potsdamer Str. 5, Tiergarten
Borchardt, Französische Str. 47, Mitte  
El Borriquito, Wielandstr. 6, Wilmersdorf
Aroma, Kantstr. 35, Charlottenburg
Bar Tausend, Schiffbauer Damm 11, Mitte
Victoria Bar, Potsdamer Str. 102, Tiergarten
Green Door, Winterfeldtstr. 50, Schöneberg
Kumpelnest 3000, Lützowstr. 23, Tiergarten
Benedict, Uhlandstr. 49, Wilmersdorf
Café Einstein Stammhaus, Kurfürstenstr. 58, Tiergarten
House of Small Wonder, Johannisstr. 20, Mitte
Taverna Ousia, Grunewaldstr. 54, Schöneberg
Marjellchen, Mommsenstr. 9, Charlottenburg
Tiergartenquelle, Bachstraße S-Bahnbogen, 482, Tiergarten
Arminiusmarkthalle, Arminiusstr. 2-4, Moabit

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

Felix Denk

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