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Ein junges Mädchen hält sich die Hände vor ihr Gesicht. Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen soll eine Mitschülerin misshandelt haben. (Symbolfoto)

© dpa/Nicolas Armer

An Schule in München: Mitschüler sollen Zwölfjährige über Stunden misshandelt haben

Sieben Kinder und Jugendliche sollen ein Mädchen am letzten Schultag vor den Sommerferien geschlagen und gedemütigt haben – und mitgefilmt haben. Polizei und Bildungsreferat ermitteln.

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Ein zwölf Jahre altes Mädchen ist offenbar von Mitschüler:innen misshandelt worden. Nach Angaben der Polizei sollen sieben Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 14 Jahren die Schülerin über Stunden geschlagen, gedemütigt und die Taten mit einem Handy mitgefilmt haben. Vier der mutmaßlichen Täter:innen seien weiblich, drei männlich.

Der Vorfall habe sich nach der Zeugnisvergabe am Freitag, 28. Juli, dem letzten Schultag vor den Sommerferien in Bayern, in der Nähe der Carl-von-Linde-Realschule in München zugetragen. Zwei Mädchen sollen die Haupttäterinnen sein, von denen eines 14 Jahre alt ist und damit strafmündig.

Nach Schulschluss habe die Gruppe von 13- bis 14-Jährigen nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) das Mädchen in der Schule angesprochen, dass sie etwas klären wollten. Gemeinsam sollen sie das Schulgelände verlassen haben.

Die Mädchen hätten die Zwölfjährige demnach aufgefordert, sich auf den Boden zu knien und sich zu entschuldigen. Die mutmaßlichen Täter:innen sollen die Schülerin mit glühenden Zigaretten berührt, sie ins Gesicht geschlagen, erniedrigt und beleidigt haben. Über mehr als zwei Stunden hätte die Gruppe nicht von ihr abgelassen und filmte dabei mit.

Das ist so grausam und brutal, so etwas habe ich in 25 Jahren Schule nicht erlebt.

 Schulleiter Philipp Volkmer gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“

Dem Gewaltexzess soll nach Informationen aus der Schule ein Konflikt über Inhalte auf Social-Media-Plattformen vorausgegangen sein.

„Das ist so grausam und brutal, so etwas habe ich in 25 Jahren Schule nicht erlebt“, sagte Schulleiter Philipp Volkmer der „SZ“. Das Ausmaß an Gewalt sei „unfassbar“. Der Schulleiter habe demnach am Montag von dem Vorfall erfahren, als der Vater des Opfers zu ihm ins Büro kam.

Bisher keine Probleme mit Gewalt an Münchner Schule

Einige der mutmaßlichen Täterinnen kämen aus schwierigen Verhältnissen, sagte Volkmer der Zeitung. Sie seien in der Schule aufgefallen, weil sie schwänzten und ihre Hausaufgaben nicht machten, bisher aber nicht wegen Gewaltbereitschaft. Andere Beteiligte beschrieb der Schulleiter als „die netten Kinder aus der Nachbarschaft“. Bisher habe die Schule kein Gewaltproblem gehabt.

Die Kinder und Jugendliche seien Sechs- und Siebtklässler. Anfang des Schuljahres hätten diese Klassen laut Schulleiter an dem Anti-Gewalt- und Zivilcourage-Training „Zammgrauft“ der Münchner Polizei teilgenommen.

Der Vorfall werde nun an der Carl-von-Linde-Realschule aufgearbeitet, die Schulleitung sei vor Ort und auch die Schulpsychologin habe ihren Urlaub unterbrochen, sagte ein Sprecher des Bildungsreferats der „SZ“. Das Opfer werde von der Schulpsychologin und Schulsozialarbeiterinnen betreut.

Die Zwölfjährige wolle an der Schule bleiben, sagte Volkmer. „Das freut mich, aber sie darf ihren Peinigern nicht jeden Tag gegenübertreten müssen, das ist nicht zumutbar.“ Die mutmaßlichen Täter:innen hätten Hausverbot, bis ein Disziplinarausschuss in der zweiten Schulwoche im September tage. Erst mit einem Beschluss des Gremiums könnten sie der Schule verwiesen werden.

Einige der mutmaßlichen Angreifer:innen und ihre Eltern seien für Gespräche mit der Schulleitung demnach an der Schule gewesen. Die Eltern hätten sich für ihre Kinder entschuldigt, manche weinten und könnten sich selbst nicht erklären, wie die Situation so eskalieren konnte, sagte der Schulleiter. „Das Entsetzen war groß“, sagte Volkmer, „sie haben Rotz und Wasser geheult.“

Auch die mutmaßlichen Täter:innen bräuchten psychologische Betreuung, wenngleich der Opferschutz vorgehe.

Jugendbeamte der Polizei seien eingeschaltet, Polizei und Kriseninterventionsteam waren auch nach Angaben des Bildungsreferats am Dienstag den ganzen Tag an der Schule. Die Polizei München ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung, Diebstahl und Beleidigung. Die Täter:innen werden demnach anhand des Videos und der Aussage des Opfers identifiziert. (tsp)

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