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„Der Schwarm“, bereits mit sechs Folgen in der ZDF-Mediathek und ab Montag in Doppelfolgen im ZDF ab 20 Uhr 15

© dpa/Staudinger + Franke

„Der Schwarm“ im ZDF: Wenn Erfolg Exzellenz schlägt

Das ZDF ist Marktführer im deutschen Fernsehen. Also wird „Der Schwarm“ gemacht wie übliches ZDF-Fernsehen.

Ein Kommentar von Joachim Huber

So geht Autosuggestion. „,Der Schwarm‘ ist eine spannende, visuell starke, aktuelle und global relevante Serie – für alle Sinne und auf der Höhe der Zeit.“ Die Produktion, acht Teile à 45 Minuten und 40 Millionen Euro teuer an Produktionskosten, wird vom verantwortlichen ZDF gehypt wie selten eine Fiktion zuvor. Von Montag ab gibt es an vier aufeinanderfolgenden Abenden Doppelfolgen um 20 Uhr 15.

Mehr Einsatz war nie, das Ergebnis ist nur durchwachsen. Die Kritiken gehen von hart, „Der Schmarrn“ hat die „Süddeutsche“ geschrieben, über enttäuscht (Tagesspiegel: „Billige Durchschaubarkeit“) bis wohlwollend (DWDL: „So schrecklich schön kann Weltuntergang sein“). Autor Frank Schätzing hatte in der „Zeit“ vorgelegt, in der Verfilmung seines Bestsellers werde mehr gepilchert als geschwärmt, die Produktion sei „zusammengeschusterter Unsinn“.

ZDF macht ZDF-Fernsehen

Nun kann jeder sein eigenes Urteil finden. Mein Urteil: Enttäuscht kann nur der sein, wer vom ZDF mehr und anderes als ZDF-Fernsehen erwartet. Der öffentlich-rechtliche Sender ist im bereits elften Jahr hintereinander Marktführer im deutschen Fernsehen. Das hat das Programm mindestens so geprägt wie sein Publikum.

Was macht dieses Hauptprogramm so erfolgreich? Vor allem die Fiktion. Dem Augenschein nach zeigt kein Sender mehr Krimi von den harmlosen „Sokos“ bis hin zu ehrgeizigeren Reihen am Samstag und am Montag. Einzelne Produktionen mögen herausstechen, aber in der Strecke gehen hier Masse und Klasse keine Hochzeit ein. Am Sonntag will das „Herzkino“ dem ARD-„Tatort“ seinen mörderischen Schrecken nehmen.

Genau diese Stärken prägen den „Schwarm“. Episch breit, mehr empathisch als thematisch. Schauwerte sind drin, ein Öko-Triller soll es sein, punktiert mit Erklärungen und Erkenntnissen auf dem Informationsniveau von „Terra X“ und „planet e.“. Was herausgestellt wird, sind Beziehungen. Kaum eine Szene mit Mann und Frau, wo es nicht knistern soll, wo der Aufstand der Natur zum Aufbrausen der Herzen diminuiert. Ein Rosamunde-Pilcher-Film braucht 90 Minuten, „Der Schwarm“ braucht 360.

Das alles passiert auf einem Anstrengungsplateau, das der Marktführer ZDF bewirtschaftet. Also wird der Ehrgeiz für den Erfolg verwendet, der nicht Exzellenz sein will. Es muss alles im ZDF-Rahmen bleiben, im Erwartungshorizont von ZDF und ZDF-Publikum. Bloß kein Systemsprenger. So wird man Marktführer, so bleibt man Marktführer. So ist man ZDF, so bleibt man ZDF.  

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