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Die Ludwigshafener Kommissarinnen Johanna Stern (Lisa Bitter, links) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in einer Szene aus dem „Tatort“-Krimi „Mike & Nisha“. (Archivbild)

© Benoît Linder/SWR/dpa

Deutschlands TV-Dauerbrenner: Odenthal-„Tatort“ als Vorstadt-Drama: Wenn Liebe eskaliert

Hinter gepflegten Gärten lauert das Grauen: Die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal und ihr Team entlarven die Fassade des Anstands - und blicken in einen Abgrund aus Lügen und Gewalt.

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Ein Abend, der alles verändert: Der neue Ludwigshafen-Krimi der dienstältesten „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) beginnt harmlos, eskaliert aber schnell zu einem Alptraum.

Mike stellt seine Freundin Nisha den Eltern vor - kaum fallen die Worte Hochzeit und Schwangerschaft, geraten Stimmung und Fassade außer Kontrolle. Kurz darauf liegen zwei Leichen im Wohnzimmer, getötet mit größtmöglicher Brutalität und einer grässlichen Blutspur. Es kommt zu einer folgenschweren Entscheidung.

„Mike & Nisha“ heißt der SWR-„Tatort“, den das Erste am Sonntag um 20.15 Uhr ausstrahlt. Darin lotet Deutschlands TV-Dauerbrenner kompromisslos den schmalen Grad zwischen Selbstbestimmung, Vertuschung und heiler Welt aus. „Wenn man mit dem eigenen Leben überfordert ist“, heißt es an einer Stelle, „konzentriert man sich eben gerne auf andere“.

Wenn das Stadtbild trügt

Gepflegte Gärten, Schmuckteller im Regal, Vogelgezwitscher: Der Emil-Nolde-Ring im pfälzischen Frankenthal ist pure Vorortidylle. Hier wohnen „ruhige, anständige Leute“, wie es heißt. Aber das Stadtbild trügt. 

Misstrauische Nachbarn beziehen Posten hinter halb geschlossenen Vorhängen. Mike (Jeremias Meyer) und Nisha (Amina Merai) versuchen, Coolness zu bewahren, und geraten dabei immer tiefer in ein Netz aus Lügen und Verdacht.

Gerlinde Wagner (Anna Stieblich), besorgte Nachbarin, und Erwin Rammthor (Wolf Bachofner), kontrollsüchtiger Anwohner mit Schäferhund, übernehmen die Beobachterrollen. Ihre Auftritte sind Machtspiele im Mikrokosmos der Siedlung. Erwin wird zur treibenden Kraft: Was er sieht, beeinflusst das Geschehen, er mischt sich ein - nach seinen Regeln. Es wird verhängnisvoll.

Liebe auf der Flucht

Unter der beunruhigenden Musik von Lasse Winkler entwickelt sich dieser 82. Odenthal-„Tatort“ nach einem Drehbuch von Annette Lober zum spannenden Drama. 

Odenthal und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) bewegen sich durch eine verkrustete Bürgerlichkeit wie durch ein Labyrinth. Unterstützung kommt von Neuzugang Nico (Johannes Scheidweiler), der noch auf seinen Dienstausweis wartet, und Mara (Davina Chanel Fox), die Dialekt einbringt.

Die Ermittlerinnen spüren schnell, dass hinter der jungen Liebe dunkle Geheimnisse lauern. Schritt für Schritt decken sie Hinweise auf, die Situation verschärft sich. „Warum macht mich dieses Paar so traurig?“, fragt Odenthal.

Abgründe der Leidenschaft

Regisseur Didi Danquart inszeniert die stilsicher erzählte Folge als Katz-und-Maus-Spiel, bei dem das scheinbar harmlose Umfeld zur Bedrohung wird: Jede Tür, jeder Blick kann die nächste Verschärfung bringen. Schließlich kommt es zum fatalen Showdown auf einer Baustelle.

„Mike & Nisha“ ist ein Krimi über Geheimnisse, Angst und die explosive Dynamik zwischen jungen Liebenden und einer Welt, die ihnen zu nahe kommt. Dieser „Tatort“ entrollt mehrere Erzählstränge und lotet seine Themen mit starken Bildern (Kamera: Cornelia Janssen) aus. Gärten und Häuser wirken wie streng gerahmte Bühnenbilder.

„Ordnung ist das halbe Leben“

Er zeigt auch eine spielfreudige, Shakespeare zitierende Ulrike Folkerts - nach mehr als 36 Dienstjahren. Ihr erster Sonntagskrimi lief am 29. Oktober 1989.

Am Ende bleibt die bedrückende Erkenntnis: Wer die Wahrheit verschleiert, gerät unweigerlich in einen Strudel aus Panik und Gewalt – und niemand ist wirklich unschuldig. Der ursprüngliche Arbeitstitel der Folge wird zum bitteren Motto: „Ordnung ist das halbe Leben“.

© dpa-infocom, dpa:251108-930-265642/1

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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