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Vera ließ ihren Sohn zurück und fand die Liebe: „Einen Mann kennenzulernen, war nicht mein Gedanke“
Die Sowjetunion war ihr zu eng, Berlin ein sicherer Hafen. Mit Mathias’ Hilfe kann Vera sogar ihr Kind nachholen. Doch politische Dramen prägen die Familie bis heute.
Stand:
Schlechter kann ein erstes Date nicht laufen. Mit täglich bei ihr hinterlegten Briefen hatte sich Mathias lange um die Verabredung bemüht. Nun endlich sitzen sie an einem sonnigen Terrassentisch. „Was möchtest du essen?“, fragt er. „Ich habe keinen Hunger“, sagt sie.
Er bestellt einen Meeresfrüchtesalat und zwei Gabeln dazu. Vielleicht teilen wir uns später auch den Nachtisch, malt sich Mathias aus. Doch Vera rührt die für sie vorgesehene Gabel nicht an. Wie kommt er darauf, dass ich mit ihm von einem Teller esse?, fragt sie sich. Hat sie gar kein Interesse an mir?, fragt er sich. Reden darüber können sie nicht, Vera versteht kein Deutsch. Als sie sich trennen, ist unklar, ob sie sich je wiedersehen.
Feminist in der Männergruppe
Zwei grundverschiedene Leben. Mathias, ein Alt-68er, der in den Siebzigern nach West-Berlin geht, um der Bundeswehr zu entgehen. Vera, eine aus der Sowjetunion geflohene Jüdin, die im gerade vereinten Berlin ankommt, um mit ihrem dramatischen Leben klarzukommen. Eigentlich geht das gar nicht zusammen. Eigentlich.
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