Tagesspiegel-Verleger Dieter von Holtzbrinck: „Ohne informierte Bürger kann Demokratie nicht funktionieren“

Die Gründung des Tagesspiegels fiel in eine Zeit, die geprägt war von großer Unsicherheit, Instabilität und Armut. In Berlin, der zerstörten und bald auch geteilten Stadt, war er die erste freie Zeitung der Nachkriegsjahre.

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Schon die ersten Ausgaben, noch ohne Bilder damals und mit nur wenigen Seiten, drehten sich nicht nur um die praktischen Dinge des Alltags, sondern auch um die große Frage: Wie kann Demokratie in Deutschland gelingen? Wie schaffen wir Presse- und Meinungsfreiheit?

80 Jahre später ist diese Frage immer noch aktuell – Deutschland geht es trotz all seiner Probleme wirtschaftlich natürlich viel besser. Das Land hat sich Wohlstand und politische Stabilität erarbeitet. Und doch steht die Demokratie unter Druck – hierzulande und weltweit.

Desinformationen und Fake News machen die Runde, autokratische Regime versuchen, die Pressefreiheit zu sabotieren. Was passiert, wenn Menschen keinen Zugang mehr zu unabhängigem Qualitätsjournalismus finden oder er ihnen gar genommen wird? Das kann man in einigen Ländern der Welt bereits sehen.

Es sollte uns eine Warnung sein. Ohne informierte, mündige Bürgerinnen und Bürger kann ein demokratisches Gemeinwesen auf Dauer nicht funktionieren.

Deshalb ist es mir wichtig, dass sich Qualitätsmedien in Deutschland behaupten. Sie müssen in diesen Zeiten seriös informieren, auch Missstände ans Licht befördern und ihrem Wächteramt gerecht werden. Sie müssen darüber hinaus aber auch Orientierung bieten, eine immer komplexer werdende Welt erklären und einordnen – mit journalistischer Expertise und dem Know-how zahlreicher Expertinnen und Experten. 

Diesem Auftrag sieht sich der Tagesspiegel verpflichtet. In Berlin hat er sich zur klaren Nummer 1 entwickelt, in Deutschland spielt er als führende Zeitung aus der Hauptstadt eine wichtige publizistische Rolle – nicht mehr nur gedruckt, sondern längst auch digital.

Dass der Tagesspiegel diesen Weg gehen konnte, liegt an Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Viele von Ihnen halten ihm seit Jahrzehnten die Treue, gehen Veränderungen und neue Entwicklungen mit. Und viele sind auch ganz neu dabei, weil sie diese Stadt fasziniert, auch wenn sie vielleicht gar nicht in ihr leben. 

Ihnen allen möchte ich heute herzlich danken: für Ihre Kritik, für Ihre Unterstützung, für Ihren Zuspruch. Dafür, dass Sie sich für ein Qualitätsmedium entschieden haben, das sich der Freiheit und der Demokratie verpflichtet fühlt – seit 80 Jahren und in Zukunft.