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Mika Beuster ist Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes.

© Frank Sonnenberg

DJV-Chef Mika Beuster im Interview: „Plagiate sind kein flächendeckendes Phänomen in den deutschen Medien“

Aber es gibt Grauzonen und Zweifelsfälle. Was immer hilft, ist die Transparenz der verwendeten Quellen.

Herr Beuster, stehen die Medien in Deutschland vor einer Plagiatsdebatte?
Es gibt zumindest bestimmte Akteure, die eine solche Debatte gerne anzetteln wollen. Ob dahinter das legitime Interesse steht, Aufklärung zu betreiben und die Qualität von Journalismus zu sichern, bezweifle ich. Lassen wir uns nicht ins Bockshorn jagen: Plagiate sind kein flächendeckendes Phänomen in der deutschen Medienlandschaft. Dazu tragen Institutionen wie die funktionierende Selbstkontrolle des Presserats, knallhart recherchierende Medienjournalisten, ein ausgeprägtes Berufsethos sowie ein kritisches Publikum bei.

Grauzonen und Zweifelsfälle

Wann ist ein journalistischer Text ein Plagiat und wann nicht?
Das Nennen der Quellen ist im kleinen Einmaleins des Journalismus verankert. Aber ganz so einfach ist es dann doch leider nicht - es gibt Grauzonen und Zweifelsfälle. Am Ende muss die Glaubwürdigkeit ganz oben stehen. Jeder Autor, jede Autorin muss nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten. Gerade Lokaljournalisten erleben es übrigens häufig, dass sie nicht genannt werden, wenn vor Ort etwas geschehen ist, das sie ausgegraben haben und später überregionale Medien berichten, ohne auf ihre Ursprungsquelle zu verweisen. Ob das dann aber ein Plagiat ist? Auf jeden Fall unkollegiales Verhalten.

Unter welchen Prämissen ist eine Mischung aus Fremd- und Eigenleistung akzeptabel, unter welchen nicht?
Fast jedes Werk ist eine Mischung aus Fremd- und Eigenleistung. Es gibt kaum Autoren, die sich nicht in irgendeiner Form auf Werke von anderen beziehen und sei es, dass sie inspiriert wurden. Wer im Journalismus seine Quellen nennt, ist auf der sicheren Seite. Das heißt aber nicht, dass wenn eine mal nicht benannt wird, es automatisch ein Plagiat ist. Sicher ist: Je transparenter Journalistinnen und Journalisten arbeiten, umso besser, umso nachvollziehbarer, umso glaubwürdiger.

Wäre es sinnvoll, wenn Medien eine Plagiatssoftware installieren?
Wir sehen an Bildungseinrichtungen, dass die Software ein Hilfsmittel sein kann, aber nicht absolut zuverlässig arbeitet. Grundsätzlich haben Urheber, und dazu gehören Journalisten, ein Interesse daran zu sehen, ob ihre Werke zweckentfremdet werden.

Mehr und mehr journalistische Texte werden mit KI produziert. Reichen da generelle Hinweise oder sollten alle verwendeten Quellen offengelegt werden?
Je mehr Transparenz, umso besser. Wir haben als DJV in einem Positionspapier zur KI nicht nur frühzeitig eine Kennzeichnungspflicht für den Einsatz von KI formuliert, sondern auch aktiv im Gesetzgebungsverfahren um den europäischen AI-Act unsere Stimme eingebracht. Es geht darum, dass Konzerne ihre „Trainingsdaten“ offenlegen müssen, mit denen sie die KI trainieren - darunter die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten, Autoren und anderen Urhebern.

Muss der Pressekodex um Regelungen für KI und Plagiat ergänzt werden?
Was KI angeht, läuft bereits eine Debatte, ob und wie der Pressekodex angepasst werden müsste. Plagiate schließt meiner Ansicht nach bereits der erste Satz in der ersten Ziffer des Pressekodex aus - dieser schreibt uns Journalisten die Achtung der Wahrheit vor.

Die Fragen stellte Joachim Huber.

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