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Das deutsche Start-up Volocopter ist bereit für die Serienproduktion. Wird der Traum vom Flugtaxi bald Alltag? Unsere Experten schätzen die Chancen e

© dpa/Christoph Schmidt (Bearbeitung Tagesspiegel)

Erster Hangar eröffnet: Sehen wir wirklich bald Flugtaxis am Himmel?

Das deutsche Start-up Volocopter ist bereit für die Serienproduktion. Wird der Traum vom Flugtaxi bald Alltag? Unsere Experten schätzen die Chancen ein.

Stand:

Bis zu 50 Flugtaxis pro Jahr will das Unternehmen „Volocopter“ ab jetzt in der badischen Provinz produzieren. Auch die Konkurrenz macht sich bereits bereit. Doch noch gibt es jede Menge ungeklärte rechtliche Fragen, bevor Flugtaxis auch im Alltag zum Einsatz kommen können. Und wer sich die neue Mobilität künftig wirklich leisten kann, ist ebenfalls offen. In unserer Rubrik „3 auf 1“ blicken je drei Experten auf ein umstrittenes Thema. Diesmal: Wird der Traum vom Fliegen tatsächlich bald Alltag?


Der gesellschaftliche Nutzen bleibt gering

„Komm Schatz, wir nehmen das Flugtaxi“ – verfolgt man die Begeisterung, mit der sich Politiker seit Jahren mit Flugtaxi-Prototypen zeigen, dürfte der Satz dereinst Alltag werden, sollte man meinen.

Die Realität läuft auf ein Fortbewegungsmittel für eine kleine Elite hinaus. Flugtaxis werden umweltschonender und etwas leiser als Helikopter sein. Doch von einem starken Preisverfall für die Flüge sollte vorerst niemand ausgehen.

Die, sich teilweise noch in der Erarbeitung befindlichen, Sicherheitsvorschriften für die Zulassung und den Betrieb im kommerziellen Flugverkehr sorgen für hohe Investitions- und Wartungskosten. Die Piloten werden auch nicht billig zu haben sein.

Wie Flugtaxi-Hubs in Städten aussehen sollen und wo sie stehen, ist auch noch zu klären. Der viel zitierte „Innovationssprung“ bleibt da doch eher übersichtlich. Der größte gesellschaftliche Nutzen könnte aus der angepeilten Rolle als Notfall-Transportmittel entstehen – eine evolutionäre Entwicklung nach dem Rettungshubschrauber.


Wir brauchen mehr Offenheit für neue Technologien

Ideen mit Zukunft kommen weiterhin aus Deutschland. Flugtaxis sind ein Beitrag zum Verkehr der Zukunft. Sie könnten beispielsweise als Zubringer zu Flughäfen aus dem ländlichen Raum genutzt werden.

Es ist eine wunderbare Nachricht, dass solche Zukunftsmusik nun auch medial positiv begleitet wird. Wir brauchen wieder viel mehr Offenheit gegenüber neuen Techniken und Freude auf eine Zukunft mit verschiedenen Mobilitätslösungen.

Die Debatten der letzten Wochen haben gezeigt, wie wichtig Technologieoffenheit ist und dass uns ideologisch getriebene Ideen nicht weiter bringen, sondern im Gegenteil viele Menschen ratlos und im schlimmsten Fall erheblich ärmer zurücklassen.

Werden wir also bald Flugtaxis am Himmel sehen? Es kommt auf die Bundesregierung an. Sie muss sich auf europäischer Ebene deutlich dafür einsetzen, regulatorische Rahmenbedingungen für einen sicheren Betrieb zu schaffen. Einziges Hemmnis: die Ampel im Dauerstreit zwischen Zukunftsverhinderern und Bedenkenträgern.


In zwei, drei Jahren könnte es losgehen

Nach dem Investment-Hype der letzten Jahre und eher ambitionierten Ankündigungen der Flugtaxi-Hersteller erlebt die Branche einen Realitätscheck. Zum einen lassen sich im aktuellen Marktumfeld notwendige Investitionen kaum realisieren.

Zum anderen ist die Zertifizierung komplex und langwierig. Ursprünglich kommunizierte Startdaten für kommerzielle Flüge werden wohl noch um ein bis zwei Jahre verschoben werden müssen.

Dennoch sprechen die folgenden vier Punkte für ein Abheben in den nächsten zwei bis drei Jahren: Flugtaxi-Hersteller machen kontinuierlich Fortschritte bei Zertifizierungsprozessen und in der Flugerprobung, Automobil- und Luftfahrtfirmen positionieren sich als Zulieferer und strategische Industrialisierungspartner, Fluggesellschaften sowie Mobilitätsfirmen haben erste Absichtserklärungen zum Kauf von Flugtaxen verlauten lassen.

Zudem werden in „Vorreiterstädten“ wie München, Paris, Los Angeles, Osaka, Singapur und Dubai gerade die notwendigen Ökosysteme – beispielsweise Landeplätze – geschaffen.

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